Im August wird Instant Payment in der Schweiz eingeführt. Dann müssen die ersten Banken in der Lage sein, Zahlungen in Sekundenschnelle zu verarbeiten. Die ersten Player bringen sich bereits in Position.

Der Sommer bringt mehr Tempo in den Zahlungsverkehr. Die grösseren Schweizer Banken müssen ab August in der Lage sein, Instant-Zahlungen empfangen zu können; Ende 2026 folgen alle anderen Banken. Das heisst, Zahlungen müssen innerhalb von zehn Sekunden erfolgen, egal um welche Uhrzeit und an welchem Wochentag.

Instant Payment nennt sich dies. Die entsprechende Infrastruktur für die Abwicklung dieser Zahlungsform wurde in der Schweiz von SIX in Zusammenarbeit mit der Nationalbank entwickelt.

Technisch ist alles bereit

«Wir sind bereit seit November 2023. Mehrere Tests sind erfolgreich verlaufen», sagt SIX-CEO Jos Dijsselhof, gegenüber finews.ch.

Die Frage lautet also: Sind es auch die Banken? Laut SIX müssen im kommenden Spätsommer in einem ersten Schritt mindestens 50 Banken, die zusammen rund 98 Prozent der Kundenzahlungen in der Schweiz abdecken, in der Lage sein, Zahlungen in Sekundenschnelle verarbeiten zu können.

Umstellung ist im Interesse der Banken

Dies ist durchaus im Sinne der Institute. Denn aktuell werden Zahlungen unter Banken innerhalb von ein bis drei Arbeitstagen abgewickelt beziehungsweise dem Empfänger gutgeschrieben. «Bis zu drei Tage – das ist eine lange Zeit. Da kann sicherheitstechnisch vieles passieren», tönt es aus Finanzkreisen.

Allerdings bedarf es für zahlreiche Institute für die Umstellung einer Anpassung ihrer Systeme und dies geht ins Geld. So gilt es unter anderem die Transaktionsüberwachung wie beispielsweise die Geldwäschereibestimmungen zu gewährleisten: Instant Payment bedeutet auch Compliance in real time. Die Banken werden dazu insbesondere auf künstliche Intelligenz, digitale Authentifizierungsmethoden und biometrische Verifikation zurückgreifen.

Bedürfnis auf Kundenseite erst stimulieren

Nicht ganz so eindeutig ist, ob auch auf Kundenseite ein Bedürfnis nach Instant-Zahlungen besteht. Dieses müsse wohl erst erzeugt werden, heisst es aus Bankenkreisen. In erster Linie dürften dies Digitalbanken beziehungsweise Neobanken tun, um auf diese Weise zusätzlich Werbung in eigner Sache zu betreiben.

Dann sind es kleinere Institute, die vorpreschen. Beispielsweise die Hypothekarbank Lenzburg. Als eine der ersten Banken führt sie Instant Payment für ihre Kundschaft ab Sommer kostenlos ein und setzt damit im Wettbewerb um Kunden andere Institute unter Druck, wie sie in diesen Tagen bekannt gab.

Es dürfte ähnliches zu verfolgen sein wie Ende vergangenen Jahres, als die Zürcher Kantonalbank mit der Streichung der Jahresgebühren für Bestandeskunden eine neue Runde im Preiskampf einläutete.

In Europa noch nicht das neue Normal

Die Spesen werden ein wichtiger Punkt sein, wie schnell sich das neue System etablieren wird, wie ein Blick auf Europa zeigt. Dort sind heute Instant Zahlungen in 30 Ländern bei rund 2'300 Banken möglich, das entspricht einem Anteil von 63 Prozent aller Institute – allerdings mit grossen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern.

Der Anteil von Instant Payments, genauer gesagt von SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst) im Verhältnis zu sämtlichen herkömmlichen Überweisungen (SCT) liegt aktuell über 17 Prozent  – Tendenz steigend. Dennoch haben sich Instant Payments noch nicht als Standard etabliert. Sie sind noch ein gutes Stück entfernt vom neuen Normal.

Grund dafür sind die grossen Unterschiede bei den Spesengebühren: Je nach Bank und genutztem Package kostet eine solche Zahlung zwischen null und zwei Euro. Hohe Preise machen aber wenig Laune, Instant Payments zu nutzen.

Das EU-Parlament hat darauf reagiert und im Februar eine Verordnung erlassen, wonach die Gebühren, die gegebenenfalls anfallen, nicht höher sein dürfen als die Gebühren für Standardüberweisungen. Rechtswirksam wird dies ab dem kommenden Jahr.