Nach einem Wechselkrimi hält Young Jin Yee bei der UBS die Zügel im Geschäft mit reichen Asiaten in der Hand. Die als Starbankerin gehandelte Singapurerin hat in kurzer Zeit Beachtliches erreicht – dennoch steht ihr der grosse Test noch bevor.
Auf Young Jin Yees Schultern lastet viel Verantwortung. Als Co-Chefin der Vermögensverwaltung der Region Asien-Pazifik muss sie das Geschäft der UBS und Credit Suisse (CS) dort nicht nur fusionieren – sie muss es auch zum Erfolg führen. Denn Asien ist neben Amerika die andere strategische Wachstumsregion der grössten Schweizer Bank.
Geschickt Verbindungen genutzt
In den ersten zehn Monaten seit ihrem Amtsantritt hat sie bereits einige Marken gesetzt, damit allerdings auch die Erwartungen nochmals gesteigert, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Unter ihrer Ägide hat sich etwa der Netto-Zufluss an Kundengeldern in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres auf fast 14 Milliarden Dollar belaufen.
Die Managerin soll laut dem Bericht das Netzwerk von Investmentbankern genutzt haben, die von der CS zum Team stiessen, um Gelder von superreichen Kunden zu gewinnen.
Ehemalige Spitzenturnerin
Young Jin Yee stammt ursprünglich aus Taiwan. Mit fünf Jahren wechselte sie mit ihrer Familie nach Singapur, wo sie in der Folge auch die Staatsbürgerschaft erhielt. Zwischen 1991 und 1993 machte sie bereits erstmals von sich reden, allerdings nicht im Banking: Sie trat bei den Südostasien-Meisterschaften für Singapur in der Disziplin Rhytmische Gymnastik an.
Ihr Karriere in der Finanzbranche startet sie dann 1998 bei der amerikanischen Grossbank Citigroup in Singapur. Im Jahr 2003 stiess sie bereits zur CS und stieg bald zur Nummer zwei im asiatischen Wealth Management auf. Im vergangenen Jahr wurde sie dann in einem Wechselkrimi zur UBS gelotst: Eigentlich hatte sie sich bereits als Wealth-Chefin der Region bei der Deutschen Bank verpflichtet, wurden dann aber vom neuen CS-Mutterhaus zurückgeholt, wie auch finews.ch berichtete.
Von Iqbal Khan persönlich rekrutiert
Laut dem Bericht soll Iqbal Khan, der Leiter der Globalen Vermögensverwaltung (GWM), Young Jin Yee persönlich rekrutiert haben. «Mir wurde die Möglichkeit geboten, die beste und grösste Vermögenswaltung der Region gemeinsam mit Amy zu leiten, die ich sehr bewundere. Es war eine zu grosse Möglichkeit, um sie zu verpassen», sagte Young Jin Yee zu «Bloomberg».
Der «Hire» hatte weitere Rochaden bei der Grossbank zur Folge. So holte die UBS den bisherigen Co-Chef der Vermögensverwaltung in Asien-Pazifik, August Hatecke, zurück in die Schweiz und vertraute im das hiesige Private Banking an. Dieses Geschäft erfährt derzeit besonders hohe Fliehkräfte, wie finews.ch wiederholt berichtete.
Kommt es zu einem weiteren Stellenabbau?
Für Young Jin Yee gilt es, die Position der UBS in den boomenden Märkten Indien und Australien auszubauen und gleichzeitig die Kosten zu senken. Laut «Bloomberg» ist dabei auch ein weiterer Stellenabbau denkbar. Erst vor wenigen Wochen wurde berichtet, dass die Grossbank im asiatischen Raum im Wealth Management rund 70 Stellen streicht. Betroffen sind offenbar vor allem die Standorte Singapur und Hongkong.
Die grösste Aufgabe der Star-Bankerin besteht jedoch darin, mit den Vermögensverwaltungs-Bereichen der CS und der UBS in Asien zwei sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen zu vereinen. Ihr Erfolg wird entscheidend dafür sein, ob UBS ihre Grössenvorteile im Business mit reichen Asiaten nutzen und letztlich ihre Marktstellung ausbauen kann.
Nun auch Gegenwind
Immerhin: mit Amy Lo hat Young Jin Yee eine gestandene UBS-Veteranin an der Seite. Die langjährige Asienchefin leitet das Geschäft in Hongkong, während Young Jin Yee den Rest der Region von Singapur aus betreut.
Laut dem Bericht kann Young Jin Yee die Rückendeckung gebrauchen, spüre sie doch nun auch ein Gegenwind. Offenbar wird von manchen internen Akteuren bezweifelt, ob es ihr wirklich gelingen wird, etwa in Indien und Australien Terrain gut zu machen. Zudem weckte ihr schneller Abgang bei der Deutschen Bank Zweifel an ihrer Integrität; Young Jin Yee wechselte nach nur einem halben Jahr zur UBS.