Die Schweiz hat einen neuen Vermögensverwalter: St. Columbanus. Hinter dem Unternehmen stehen bekannte Personen aus Irland.
Von der grünen Insel auf die grüne Wiese? Im Appenzell eröffnete unlängst eine Vermögensverwaltungsfirma ihre Tore, hinter der illustre Persönlichkeiten aus Irland stehen. Was die Gesellschaft bezweckt, ist nicht ganz klar – Stellung nehmen wollte der Firmenchef gegenüber finews.ch nicht.
Konkret: Am 11. Januar 2011 wurde im Handelsregister des Kantons Appenzell Ausserrhoden die Firma St. Columbanus AG eingetragen (finews.ch berichtete). Bemerkenswert war diese Gründung, weil einzelne Spuren von der Gesellschaft zu Declan Ganley (Bild) führten, einem ebenso schwerreichen wie umstrittenen Geschäftsmann und Politiker.
Die irische Presse berichtete im Frühjahr, der knapp eine halbe Milliarde Franken schwere Unternehmer wolle eine Bank in der Schweiz gründen.
Finanzplatz Bühler
Aber Ganley selber dementierte umgehend. Und dies war soweit korrekt: St. Columbanus ist tatsächlich keine Bank, sondern betreibt Aktivitäten wie Unternehmens- und Steuerberatung, Vermögensverwaltung, Vorsorge und Versicherungen sowie Treuhandgeschäfte; sie ist nur indirekt, also im Rahmen der Selbstregulierungsorganisationen, der schweizerischen Finanzmarktaufsicht Finma unterstellt.
Inzwischen wurde das Unternehmen offenbar operativ. Als Gründer, einziger Aktionär und somit Firmeninhaber, fungiert der amerikanische Staatsbürger Gregory R. Tutton. Firmensitz ist das Dorf Bühler, gute zehn Kilometer ausserhalb von St. Gallen.
Tutton ist ein Generalist mit breitem Erfahrungshorizont. Er war sowohl im Liegenschaftenwesen, im Projektmanagement wie im Gesundheitsbereich tätig.
Treffpunkt der Euroskeptiker
Declan Ganley taucht derzeit nur als Berater auf. Der hauptsächlich im Telecom-Bereich tätige Unternehmer – er ist Chairman und CEO von Rivada Networks – spielte 2008 mit seiner Libertas-Partei eine Schlüsselrolle im vitriolreichen irischen Referendumskampf gegen den Vertrag von Lissabon.
Als weitere Berater von St. Columban wirken der Finanzmarktexperte David Jamieson, Partner beim britischen Finanzerater Purbeck Advisors LLP, sowie der russischstämmige Ökonom Constantin Gurdgiev; dieser lehrt am Dubliner Trinity Colledge, hat einen Think Tank gegründet und teilt seine Erkenntnisse über einen Blog und Twitter gerne mit einer weiteren Lesergemeinschaft. In Irland wurde er damit ebenfalls zu einer bekannten Figur – vor allem auch als Euroskeptiker.
Stark EU-kritischer Fokus
Dieser makroökonomische und stark EU-kritische Fokus kommt denn auch zum Tragen im Twitter-Konto von St. Columbanus, wo das Malaise über den Euro und alle Länder, die ihn (noch mehr als Irland) belasten, ausführlich besprochen wird.
Die Gründung der Schweizer Firma steht offenbar in diesem Zusammenhang: Es gehe bei St. Columban auch darum, die Gelder irischer Bürger aus dem europäischen Bankensystem herauszufiltern, sagte Ganley gegenüber dem Nachrichtendienst «TheJournal.ie».
Extrem konservative Anlagepolitik
Das Unternehmen wolle seinen Kunden eine extrem konservative Anlagepolitik empfehlen – und die Wahl des Standorts in der Schweiz schilderte er als Kompliment ans hiesige Bankensystem: Der Schweizer Finanzplatz sei aus der Krise gestärkt hervorgegangen, so Declan Ganley, und die gute regulatorische Überwachung in der Schweiz werde St. Columbanus helfen, Gelder anzuziehen.
Die Firma hat ihren Namen vom Weggefährten des Gallus – Gründer von St. Gallen –, nämlich vom heiligen Columban, einem irischen Missionar des Frühmittelalters.
Die Webseite der Firma St. Columbanus preist den Mönch aus dem 6. Jahrhundert als Schutzpatron all jener, die ein vereintes Europa schaffen wollten. Aber für die Betreiber von St. Columbanus ist die EU wohl nicht jenes Europa, das sie meinen.