Mit Blick auf ihre künftige Regulierung fordert die «neue» UBS nicht ganz zufällig eine stärkere Finanzaufsicht. Dass letztere derzeit so schwach dasteht wie selten zuvor, dürfe der Argumentationslinie der Grossbank kaum helfen, meint finews.ch.

Noch vor Weihnachten will die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ein dickes Paket enthüllen. Wie die Behörde ankündigte, präsentiert sie am morgigen Dienstag einen umfassenden Bericht zu den «Lessons Learned aus der CS-Krise» – laut der Vorabmeldung eine Analyse zur Vorgeschichte des Debakels um die zweitgrösste Schweizer Bank, zum akuten Krisenverlauf sowie dem daraus abgeleiteten Veränderungsbedarf.

Einiges deutet jedoch darauf hin, dass am Dienstag nicht der Untergang der Credit Suisse (CS) im Zentrum des Interesses stehen wird, sondern die Finma selber.

Suche nach Direktor hält an

Denn die Behörde ist seit dem Zwangsverkauf der CS an die UBS im vergangenen März in Turbulenzen geraten, zumal auf der Personalebene: Im September warf der frühere Direktor Urban Angehrn das Handtuch bei der Aufsicht. Seither sind ihm diverse erfahrene Kader und Mitarbeitende Richtung Ausgang gefolgt.

Seit dem Rücktritt des Direktors wird die Finanzaufsicht von Birgit Rutishauser interimistisch geführt. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den ausgeschiedenen Direktor sind weiterhin nicht in Sicht.

Während Angehrn offiziell die hohe Belastung während der CS-Krise als Grund für seinen Abgang nannte, wurde in den Medien auch die vermeintlich schwierige Zusammenarbeit mit Marlene Amstad (Bild unten) ins Spiel gebracht. Die Finma-Präsidentin dränge über Gebühr ins Rampenlicht, pflege einen schroffen Umgangston und neige zum Mikromanagement, hiess es etwa.

Amstad 500

(Bild: Finma)

Mit Magdalena Martullo verglichen

Am (heutigen) Montag griff nun die eher fürs verbale Florett bekannte «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) zum Zweihänder. Das Blatt verglich den Führungsstil von Amstad mit jenem der Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo, die wegen ihres ruppigen Umgangs mit Untergebenen viel von sich reden gemacht hat. Die Finma-Präsidentin, so giftete die Zeitung weiter, habe zwei Gesichter. Die NZZ stellte indirekt infrage, dass die Ökonomieprofessorin die Richtige sei, um die Aufsicht zu stabilisieren.

Berichte wie dieser sind letzterem Ziel wenig zuträglich, im Gegenteil: Kurz vor dem Ende eines Jahres voller historischer Herausforderungen sieht sich die Oberaufsicht über den Finanzplatz so geschwächt wie selten zuvor.

Bankchef stärkt Bankaufsicht den Rücken

Das dürfte auch in den obersten Führungsetagen der UBS zu denken geben. Etwas kontraintuitiv ist die neue Schweizer Megabank nämlich mit der Forderung aufgefallen, dass die Finma unbedingt gestärkt und mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet werden müsse. So erklärte Bankchef Sergio Ermotti etwa, die Schweiz solle explizitere Verantwortlichkeiten für die Geschäftsleitung von Finanzdienstleistern in Betracht ziehen, ähnlich wie dies bereits Grossbritannien handhabt.

Damit hat die Marktführerin nicht zuletzt Finma-Präsidentin Amstad den Rücken gestärkt, die schon seit vergangenen März lautstark mehr Kompetenzen für «ihre» Behörde einfordert.

Was den Schweizer Finanzplatz sicher macht

Der Sukkurs für die Anliegen der Finma ist allerdings nicht ganz zufällig. Die UBS versucht derzeit nach Kräften, den Ruf nach mehr Eigenkapital für die neue Schweizer Grossbank UBS-CS zu kontern. Eidgenössische Parlamentarier hatten nach der CS-Übernahme massiv mehr Eigenmittel für die heranwachsende «Monsterbank» gefordert. Dies würde gewisse Geschäfte für die UBS wohl derart verteuern, dass sie vermutlich aus diesen Märkten aussteigen müsste.

Entsprechend geht das Mantra der Grossbank, der Schweizer Finanzplatz brauche zu seiner Sicherheit keine strengeren – durch die hiesige Politik angestossenen – Kapitalvorgaben. Sondern vor allem eine schlagkräftige Aufsicht.

Auf einmals ganz ohne feste Spitze?

Doch in der gegenwärtigen Situation nimmt sich die Finma kaum wie ein gefürchteter Wachhund aus. Die Präsidentin müsste am Dienstag schon eine Überraschung aus dem sprichwörtlichen Hut zaubern, um die Aufsicht wieder in ein positiveres Licht zu rücken.

Wahrscheinlich ist jedoch eher, dass Amstad persönlich noch mehr unter Druck gerät. Würde auch sie zurücktreten, stünde die Finma auf einmal ohne feste Führungsspitze da. Dies würde dem Ruf des Finanzplatzes bestimmt schaden und obendrein die Gefahr einer weiteren Destabilisierung mit sich bringen.

Mit Blick auf ein solches Szenario taugt die Finma wohl nur noch bedingt als Anker für die Lobbyarbeit der UBS. Angesichts eine geschwächten Aufsicht muss die Grossbank vielmehr damit rechnen, dass die Forderungen nach einer solideren Kapitalstruktur für die grössten Banken des Landes nur noch lauter werden.