Überraschung bei der grössten Bankengruppe der Schweiz: 2010 war wesentlich besser als erwartet. Doch vieles bleibt in der Schwebe.

 

Martin_Maurer_2Dass das Jahr 2010 einen Turnaround markiert, ist der Entwicklung der verwalteten Vermögen sowie der wichtigsten finanziellen Kennzahlen zu entnehmen, wie Martin Maurer (Bild), Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz, am Mittwoch in Zürich ausführte.

Die verwalteten Vermögen der Auslandsbanken betrugen im letzten Jahr insgesamt 910 Milliarden Franken, also rund 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang entspreche ungefähr dem Wechselkurseffekt, sagte Maurer weiter.

Die stabile Entwicklung werde durch die Nettoneugelder unterstrichen. Diese blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant (-0,2 Milliarden Franken). Im Jahr 2009 waren sie noch um 14 Milliarden Franken zurückgegangen.

Die Liste der grössten Auslandsbanken in der Schweiz, gemessen an den verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM), präsentiert sich für 2010 wie folgt (in Klammern die Werte von 2009):

1. HSBC Private Bank (Suisse) AG: 178,4 (2009: 181,6) Milliarden Franken

2. Bank Sarasin & Cie AG: 103,4 (93,7) Milliarden Franken

3. BSI SA: 76,2 (78,1) Milliarden Franken

4. Crédit Agricole (Suisse) SA: 48,1 (49,1) Milliarden Franken

5. RBS Coutts Bank AG: 41,8 (48,3) Milliarden Franken

6. BNP Paribas (Suisse) SA: 41,0 (37,7) Milliarden Franken

7. Deutsche Bank (Suisse) SA: 37,1 (49,9) Milliarden Franken

8. J.P. Morgan (Suisse) SA: 27,9 (30,1) Milliarden Franken

9. Société Générale Private Banking: 25,0 (26,7) Milliarden Franken

10. LGT Bank (Schweiz) AG: 18,2 (20,1) Milliarden Franken

(Die Deutsche Bank hat finews.ch noch eine Stellungnahme versprochen zum überdurchschnittlichen Rückgang der AuM).

Der Gewinn aller 153 Auslandsinstitute nahm 2010 um 6 Prozent zu, nachdem im Vorjahr ein Absturz von 38 Prozent verzeichnet worden war. Die Nettowertschöpfung – also die Summe aus Personalaufwendungen, Steuern und Gewinn – lag um 1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Jahr 2009 betrug der Rückgang noch 18 Prozent.

Wieder mehr Beschäftigte

Auch die Beschäftigung bei den Auslandsbanken nahm im letzten Jahr wieder zu. Insgesamt arbeiteten 26‘805 Personen bei dieser Bankengruppe (davon 7‘064 im Ausland). Das waren 3 Prozent mehr als im Jahr 2009. Damit arbeiten heute wieder mehr Personen bei einer Auslandsbank als im 2007.

Der Turnaround hat sich allerdings (noch) nicht auf den Gesamterfolg und Bruttogewinn ausgewirkt, wie Martin Maurer weiter ausführte. Der Gesamterfolg lag um 6 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

Der rückläufige Gesamterfolg, akzentuiert durch eine Zunahme der Aufwendungen, hat denn auch zu einem um 22 Prozent geringeren Bruttogewinn geführt. Entsprechend stieg auch die Aufwand-Erfolgs-Rate (Cost-/Income-Ratio) auf 69 Prozent gegenüber 65 Prozent im Jahr 2009.

Neue Geschäftsfelder erschlossen

Wie Martin Maurer weiter feststellte, blieb der viel zitierte Exodus der Auslandsbanken auch im letzten Jahr aus. Doch auch heuer sei nicht mit einer dramatischen Veränderung zu rechnen, sagte der Geschäftsführer weiter. Viele kleine Banken hätten zwar eine hohe Kosten-, aber auch eine vergleichsweise hohe Gewinnmarge.

Zudem seien viele der kleinen Banken in neuen Geschäftsfeldern tätig; in den letzten Jahren sei insbesondere im Raum Zürich die Zahl ausländischer Banken, welche in der Unternehmensfinanzierung, in Kapitalmarktgeschäften und im Online Banking aktiv seien, stark angestiegen.

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