Heute Mittwoch wird der UBS-Banker Mark Branson als Zeuge vor dem US-Senatssausschuss in Washington auftreten. Wer ist dieser Mann?
Im anhaltenden Steuerstreit zwischen der Schweizer Grossbank UBS und den USA fordern die amerikanischen Behörden nun die Herausgabe Tausender Kundendaten. Sie vermuten dahinter grobe Steuerhinterziehung. In diesem Konflikt spielt der knapp 40-jährige Brite Mark Branson eine wichtige Rolle. Bereits im vergangenen Sommer trat er als Zeuge vor dem Senatsausschuss in Washington auf.
Dass er und nicht etwa der damalige Konzernchef Marcel Rohner oder VR-Präsident Peter Kurer aussagten, hängt mit den Vorgaben des Ausschusses zusammen. Dieser verlangte und verlangt auch diesmal ein Mitglied des Senior Managements, das in der Schweiz arbeitet, und zwar im Bereich Wealth Management (Vermögensverwaltung); zudem ist es von Vorteil, wenn es jemand ist, dessen Muttersprache Englisch ist.
Beeindruckender Auftritt ohne Blösse
Diese Auflagen erfüllt Mark Branson in der Chefetage offensichtlich am besten. Sein Auftritt im vergangenen Sommer sorgte denn auch für einiges Aufsehen. Damals entschuldige er sich für das Fehlverhalten der UBS und versprach baldige Besserung, und dass die UBS, das von der Schweiz aus betriebene Geschäft mit US-Kunden vollständig aufgeben werde. Als Branson aufstand, ging ein Raunen durch den prall gefüllten und mit Holz verkleideten Raum. Sanft sprach dann der Banker ins Mikrofon, während es mucksmäuschenstill war.
Manche amerikanischen Senatoren stellen Zeugen gerne bloss. Das gelang ihnen in jenem Fall nicht. Selbstsicher, aber nie arrogant erklärte Branson mit britischer Coolness die Rechtmässigkeit des angeprangerten Geschäfts. Bransons Glaubwürdigkeit gefiel selbst Senator Carl Levin, der den Ausschuss leitet und damals das Verhör zunächst eher teilnahmslos verfolgt hatte. Später sagte er den anwesenden Journalisten: «Es hat mich beeindruckt, was die UBS heute getan hat. Das habe ich nicht erwartet.»
Unaufgeregt selbst in hektischen Zeiten
Mark Branson ist heute Finanzchef des UBS-Geschäftsbereichs Global Wealth Management & Swiss Bank. Er arbeitet seit gut zehn Jahren in verschiedenen Positionen für die UBS. Seit langem eilt ihm der Ruf eines unaufgeregten, hoch intelligten Managers voraus, der viel Arbeit nicht scheut und selbst in hektischen Zeiten überaus kollegial ist. Er ist rhetorisch sattelfest, Kollegen sagen von ihm, dass er ein sehr gutes Gedächtnis besitze.
Mark Branson hat einen Master of Science der University of Lancaster sowie einen Master of Arts des Trinity College Cambridge. Nach vier Jahren bei Coopers & Lybrand und drei Jahren bei der Credit Suisse wechselte er 1997 zur Investmentbank des Schweizerischen Bankvereins, SBC Warburg, später Warburg Dillon Read genannt, wo er in strategische Funktionen im Bereich Operations & Logistik übernahm. 1999 übernahm er die Leitung des Bereichs Investor Relations der UBS.
Japanische Erfahrungen
Von 2002 bis 2005 präsentierte er als Kommunikationschef auf Augenhöhe mit den Vertretern der Konzernspitze jeweils das Geschäftsergebnis der Schweizer Grossbank und war für die Aussenwirkung des Unternehmens massgeblich verantwortlich. Auch diese Aufgabe meisterte er selbstbewusst, aber nie überheblich. Er war stets zur Stelle, machte aus seiner Funktion jedoch nie einen Personenkult.
Dieser durchaus bescheidene Arbeitsstil trug wesentlich dazu bei, dass Mark Branson dann im Januar 2006 zum CEO von der UBS Securities Japan Ltd. ernannt wurde und sowohl dem Management Committee der UBS Investment Bank als auch dem UBS Investment Bank Board angehörte. Alsbald kehrte er jedoch in die Schweiz zurück, wo er zur Bewältigung der Subprime-Krise und der US-Ermittlungen wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung mit seinem Gespür dringend gebraucht wurde und neue Aufgaben zugeteilt bekam.
Der Druck steigt
Zu einer eigentlichen Entspannung im Steuerstreit zwischen der Grossbank und den USA haben Bransons Aussagen bisher aber nicht geführt. Im Gegenteil: Der Druck der US-Behörden hat die UBS und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht mittlerweile zur Herausgabe der Daten von rund 300 amerikanischen Kunden veranlasst. Und nun drängen die US-Steuerbehörden die angeschlagene Grossbank zur Herausgabe der Daten von Tausenden weiterer Kunden.
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