In den letzten Tagen tauchten zahlreiche ehemalige Mitarbeitende der Credit Suisse bei EFG International auf. Reiner Zufall – oder Kalkül der Konkurrenz?

Auch in der frisch angebrochenen Woche geben Wechsel von der Credit Suisse (CS) zu EFG International zu reden. Wie auch finews.ch am Montag berichtete, führen die einstigen CS-Banker Joseph Wolf und Michael Dadoun in Tel Aviv nun die neue israelische Niederlassung der Zürcher Privatbank an.

Von Mayfair bis St. Moritz

Nur Tage zuvor war Francesca Speroni als stellvertretende Leiterin des Private Banking der britischen Niederlassung mit Sitz im Londoner Nobelviertel Mayfair angekündigt worden. Sie arbeitet dort künftig mit Länderchef Christian Berchem zusammen – wie Speroni ein Ehemaliger der CS, der seinen neuen Posten bei EFG Anfang Dezember übernehmen wird.

Ebenfalls wurde in den vergangenen Tagen bekannt, dass jeweils zwei ganze Teams von CS-Bankern in den Nobel-Skiorten Gstaad und St. Moritz zu EFG gestossen sind. Die vom Finanzblog «Insider Paradeplatz» vermeldeten Wechsel kommentierte die Privatbank auf Anfrage nicht.

Bankpräsident sorgte für Aufsehen

Avanciert die Zürcher Privatbank, die in ihrem Geschäftsmodell den Kundenberatern mehr Freiheiten einräumt als viele andere Institute, zur beliebtesten Adresse für Wechselwillige der von der UBS übernommenen Grossbank?

Erhärtet ist dies noch nicht, zumal Konkurrenten wie Julius Bär beim CS-Personal ebenfalls und wiederholt fündig geworden sind. Es triff aber zu, dass die Führung von EFG International sich seit dem Zwangsverkauf der CS besonders deutlich am Stellenmarkt positioniert hat. So erklärte Bankpräsident Alexander Classen bereits im vergangenen Mai, dass nur noch ein Monat bleibe, um CS-Leute zu rekrutieren. Die Aussage sorgte in der Branche daraufhin für einiges Aufsehen.

Mehr als 100 Neueinstellungen im Jahr 2023

Mit Classen sitzt zudem Boris Collardi im Verwaltungsrat, dessen Netzwerk zu Frontleuten als legendär gilt und der die Privatbank ebenfalls bei ihren Wachstumsambitionen unterstützt. Diesbezüglich hat EFG International klare Ziele formuliert: Bis ins Jahr Jahr 2025 strebt die Gruppe jährlich 50 bis 70 Neuanstellungen an. Im vergangenen ersten Halbjahr hat EFG nun bereits 75 CRO eingestellt, ein Drittel kamen von der CS gekommen.

Wie EFG-Chef Giorgio Pradelli kürzlich zu finews.ch sagte, sind über 100 Neueinstellungen für das Gesamtjahr 2023 wahrscheinlich.

Pradelli stellte auch fest, dass nicht nur mit dem Untergang der CS in der Schweiz, sondern auch der amerikanischen Bankenkrise ein Ruck durch den Stellenmarkt für Private Banker gegangen ist. «Was im März passiert ist, war wie ein Startschuss am Markt für Talente», stellte der CEO fest. Dies will sich die Privatbank nun zunutze machen – und wird mit dem Ansinnen wohl gerade von verunsicherten CS-Mitarbeitenden gehört.