Laut einer Erhebung der Schweizerischen Bankiervereinigung hat die Anzahl Stellen im hiesigen Banking zuletzt zugenommen. Der zu erwartenden Stellenabbau bei der UBS und der Credit Suisse beeindruckt die Institute überraschend wenig.
Am vergangenen Donnerstag hatte die UBS in der Schweiz rund 3'000 Entlassungen angekündigt. Klar ist aber, dass der Stellenabbau wohl deutlich grösser ausfallen wird.
Wo Stellen geschaffen werden
Laut dem traditionellen Branchenrückblick «Bankenbarometer», den die Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) am Dienstag präsentierte, zeigt sich zwar das Beschäftigungsniveau im vergangenen Jahr 2022 bei den Banken hierzulande noch positiv. Doch gab es bei den Grossbanken bereits einen Stellenrückgang. Die Zahl sank hier um 25 Stellen, während sie bei den restlichen Bankengruppen um 1'453 Stellen anstieg.
Insgesamt belief sich der Personalbestand demnach per Ende 2022 auf 92'019 (Vollzeitäquivalente), ein Plus von rund 1,6 Prozent. Damit habe die Beschäftigung im Schweizer Bankensektor den höchsten Stand seit 2017 erreicht, betonte Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik beim SBVg.
Grossbanken blieben stumm
«Das Ausmass der CS-Übernahme auf den Personalbestand in der Schweiz ist unklar», hiess es an der SBVg-Medienkonferenz vom Dienstag weiter. Das gelte insbesondere im Blick auf den allfälligen Stellenabbau oder die Abfederung durch andere Banken.
Befragt nach der künftigen Beschäftigungsentwicklung, würden rund 38 Prozent der Banken einen Zuwachs erwarten. Das sei historisch ein hoher Anteil, sagte der Leiter Wirtschaftspolitik. Rund 57 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Die Grossbanken haben bei dieser Frage keine Antwort gegeben.
Zinsmarge wird sich noch ausweiten
Beim Blick nach vorn stimme das Ende der Niedrigzinspolitik für das Bankgeschäft positiv. Die Zinsmarge habe sich bereits Ende 2022 von ihrem historisch niedrigen Stand erholt, und Hess von der Bankiervereinigung rechnet damit, dass sie bis Ende 2023 weiter steigen wird. «Das wird aber noch langsam passieren, da die Banken noch viele Kredite und Hypotheken zu niedrigen Zinssätzen in den Büchern haben. Wir sind immer noch weit weg von früheren Werten.»
Insgesamt sind die Erwartungen für den Geschäftserfolg im laufenden Jahr positiv. Neben dem Zinsgeschäft wird auch im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie im Handelsgeschäft mit einer positiven Entwicklung gerechnet, auch wenn sie hier schwächer ausfallen dürfte. Laut der Umfrage wird mit nur einer zaghaften Aufhellung der Konjunktur gerechnet und einer moderat positiven Entwicklung des Aktienmarktes.
Vier Banken weniger
Befragt zu den Chancen und Risiken wurden die derzeit beherrschenden Themen im Banking genannt. Bei den Chancen etwa die weitere Verbesserung des Kundenerlebnisses durch digitale Kanäle oder die Förderung des Themas «Sustainable Finance» im Beratungsprozess. Bei den Risiken stehen vor allem die Kosten im Fokus. Einmal durch die Aufwendungen für die nötigen Anpassungen bei den IT-Systemen, anderseits durch eine «zunehmende Regulierungsdichte». Auch mögliche Reputationsrisiken als potenzielle Gefahr für das Vertrauen der Kundinnen und Kunden wurde genannt.
Die Zahl der Banken in der Schweiz ist im vergangenen Jahr um vier auf nunmehr 235 gesunken. Im Jahr 2000 hatte es hierzulande noch rund 350 Institute gegeben. «Die Schweiz hat immer noch viele Banken im internationalen Vergleich», sagte Hess weiter. «Im grenzüberschreitenden Wealth Management ist die Schweiz weiterhin die Nummer eins.»
Noch Klärungsbedarf
In Bezug auf die künftige Bankenregulierung zeigten sich die Verbandsvertreter eher zugeknöpft. Man sei noch in der Positionsbestimmung und werde zu gegebener Zeit Stellung beziehen. Das klingt auch aus der Stellungnahme zu dem Bericht der Expertengruppe «Bankenstabilität» vom vergangenen Freitag heraus. Der Bericht liefere einen «wertvollen Beitrag für die gründliche Aufarbeitung der Krise der Credit Suisse», hiess es dort.
Die Stossrichtung erscheine zweckmässig für die Adressierung der identifizierten Schwachstellen. Es verbleibe aber in anderen Bereichen Klärungbedarf. Einzelne Massnahmen könnten nicht isoliert, sondern nur in ihrem Gesamtzusammenhang beurteilt werden können.