Wäre es zu einer Verstaatlichung der Credit Suisse gekommen, hätte offenbar Sergio Ermotti den Vorsitz des CS-Verwaltungsrats übernehmen sollen.
Hätte die Schweizer Regierung die taumelnde Credit Suisse (CS) verstaatlicht, wäre offenbar Sergio Ermotti als Präsident des Verwaltungsrats vorgesehen gewesen. Dies berichtete die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel hinter Bezahlschranke) an diesem Wochenende. Sie bezieht sich auf drei Quellen, ohne allerding deren Namen zu nennen.
Der Tessiner Ermotti wurde schliesslich CEO der UBS, kurz nachdem am Wochenende vom 18./19. März in Bern beschlossen worden war, dass die CS in die UBS integriert werde.
Zuoberst auf der Liste
Dem weiteren Vernehmen nach hatten die Schweizer Behörden bereits im Oktober 2022 detaillierte Notfallpläne ausgearbeitet, sollte die CS von einem Bank-Run betroffen werden. Zu diesen Plänen gehörte offenbar auch eine Liste von Finanzmanagern, die als CS-Präsidenten hätten eingesetzt werden können. Der 63-jährige Ermotti stand angeblich zuoberst auf der Liste.
Der Alternativplan für den Umgang mit der Credit Suisse im Falle eines Scheiterns der Übernahme durch die UBS wäre die Abwicklung, eine Form des Insolvenzverfahrens, gewesen, die seit der Finanzkrise noch nie bei einer grossen globalen Bank getestet worden ist.
Langsamer als jetzt
Im Rahmen des Abwicklungsplans hätte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Kontrolle über die CS übernommen, und das Eigenkapital und die zusätzlichen Tier-1-Anleihen der Bank wären vernichtet worden. Die Bail-in-Anleihen wären in Eigenkapital umgewandelt worden.
Die Finma hätte dann Änderungen im Verwaltungsrat und im Managementteam der CS vorgenommen, wie die «FT» weiter schreibt, um die Abwicklung der Investmentbank zu beschleunigen – allerdings langsamer als der Plan, der derzeit von der UBS umgesetzt wird.
Nachfolger des Nachfolgers
Ermotti war bis 2020 neun Jahre lang UBS-Konzernchef. Er wurde dann wenige Tage nach der angekündigten Übernahme der CS durch die UBS als Nachfolger seines Nachfolgers Ralph Hamers zurückgeholt, um die Integration zu orchestrieren. Seine Pläne für das kombinierte Geschäft der beiden Schweizer Grossbanken will er anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse am 31. August 2023 bekannt geben.
Sowohl die UBS als auch die CS und die Bundesbehörden lehnten gemäss «FT» eine Stellungnahme ab.