Angesichts anhaltend hoher Inflation und geopolitischer Risiken schichten Zentralbanken und Staatsfonds ihre Portfolios um. Gold und Schwellenländeranleihen gelten als gute Anlagemöglichkeiten, wie eine Studie zeigt.
Staatliche Investoren überdenken zunehmend ihre Portfolio-Allokation. So zeigt die am Montag veröffentlichte Studie «Global Sovereign Asset Management» der US-Investmentgesellschaft Invesco, dass Staatsfonds und Zentralbanken mit einer höheren und länger anhaltenden Inflation rechnen. Gold und Schwellenländeranleihen gelten in diesem Umfeld als gute Anlagemöglichkeiten.
Mehr als 85 Prozent der 85 Staatsfonds und 57 Zentralbanken, die an der jährlichen Umfrage teilgenommen haben, glauben, dass die Inflation im kommenden Jahrzehnt höher sein wird als im Dezennium davor. Zusammen verwalten die befragten Finanzakteure rund 21 Billionen Dollar. In einer anhaltend hartnäckigen Inflation sehen sie auch das grösste Risiko für das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft, so die Studie.
Portfolios werden neu ausgerichtet
Als Reaktion darauf plant mehr als ein Viertel dieser Investoren, ihre strategische Allokation in festverzinsliche Anlagen in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen. Die Art und Weise, wie die festverzinslichen Allokationen verwaltet werden, wird der Studie zufolge jedoch überdacht.
Insbesondere während der Marktkorrektur im Jahr 2022 boten festverzinsliche Wertpapiere keinen Schutz, und die staatlichen Anleger mit dem höchsten Engagement in solchen Papieren gehörten zu denjenigen, die am schlechtesten abschnitten, so die Studie. Daher bevorzugen die Institutionen jetzt eine aktivere und taktischere Allokation in festverzinsliche Wertpapiere.
Bei den Anleihen hielten 74 Prozent der Staatsfonds Schwellenländer- und Hochzinsanleihen für attraktiv, während nur 34 Prozent notleidende Anleihen positiv bewerteten. Invesco beobachtete zudem einen «starken Appetit» auf private Kreditfonds.
Russisches Exempel führt zum Umdenken
Zwei Drittel der Zentralbanken sind bestrebt, ihre Portfolios gegen globale Inflationstendenzen abzusichern. Eine Erhöhung der Goldallokation ist laut Studie die am weitesten verbreitete Methode. Ein erheblicher Anteil der Zentralbanken will in den nächsten drei Jahren mehr von dem Edelmetall kaufen, und keine einzige erwartet einen Rückgang der Goldbestände, heisst es in dem Bericht. Insgesamt 96 Prozent der Zentralbanken, die ihre Goldallokationen erhöht haben, begründeten dies mit dem Status als «sicherer Hafen».
Gold wird vor allem auch als Absicherung gegen erhöhte geopolitische Risiken gesehen, die nach der Inflation zu den grössten Sorgen der Anleger zählen. Laut der Umfrage sind viele Zentralbanken besorgt über den Präzedenzfall, der durch das Einfrieren der russischen Gold- und Devisenreserven durch die USA geschaffen wurde.
Fast 60 Prozent der Befragten gaben an, dass Gold dadurch an Attraktivität gewonnen habe. Gold scheint auch vermehrt repatriiert zu werden. 68 Prozent der Befragten halten ihre Reserven im eigenen Land, verglichen mit 50 Prozent im Jahr 2020.
Dollar behält Reservestatus
Das Einfrieren russischer Guthaben durch westliche Staaten hat auch die Abhängigkeit der Welt vom Dollar als dominierender Reservewährung ins Rampenlicht gerückt. Angesichts der hohen Verschuldung der USA wirft dies Fragen nach seiner langfristigen Überlebensfähigkeit auf.
Ein wachsender Anteil der Zentralbanken ist der Ansicht, dass die US-Verschuldung negative Auswirkungen auf den Dollar hat. Im Allgemeinen sind sich die Zentralbanken jedoch einig, dass es keine klare Alternative gibt, die den Dollar als Weltreservewährung ablösen könnte.
Der chinesische Renminbi wird häufig als eine mögliche zukünftige Alternative angesehen. Die Einschätzung, dass sich der Renminbi zu einer echten Reservewährung entwickeln wird, hat sich jedoch von Jahr zu Jahr verschlechtert, und laut der Studie glaubt ein deutlich grösserer Anteil der Zentralbanken nicht, dass er diesen Status innerhalb von fünf Jahren erreichen wird. Trotz dieser Bedenken gehen die Zentralbanken weiterhin davon aus, dass die Renminbi-Bestände im Laufe der Zeit zunehmen werden.