Die Credit Suisse Schweiz hat als Gründungspartnerin des Vereins Swiss Venture Club einen präferierten Zugang zu Tausenden KMU im Land. Wird die Bank Ende Sommer integriert, muss der Sponsoring-Vertrag neu ausgehandelt werden. Könnte jemand der UBS das wertvolle Erbe abjagen?
Obwohl man von Namen her an einen Stelldichein von Wagniskapital-Gebern denken könnte, ist der Swiss Venture Club (SVC) das Schweizer KMU-Forum schlechthin. Die als Verein agierende Organisation schafft schweizweit Kontakt- und Netzwerkmöglichkeiten für ihre über 3’500 Mitglieder. Höhepunkte des Vereinslebens sind jeweils die regional vergebenen Prix SVC, mit denen ausgewählte Firmen eines Wirtschaftsraums ausgezeichnet werden (siehe Bild oben).
Höheres Ziel der Austauschplattform ist es schliesslich, «unternehmerische Impulse für den Wirtschaftsstandort Schweiz» zu generieren.
Bei der CS zuhause
Das Netzwerk nützt aber nicht nur dem Schweizer Mittelstand. Für die Gründungspartnerin Credit Suisse (CS) bietet der SVC in seinen mittlerweile 22 Jahren Geschichte einen exklusiven Draht zu Firmenkunden und untermauert den Anspruch des Instituts, eine «Unternehmerbank» zu sein.
Die Bande zwischen Verein und Grossbank gehen dabei weit über das normale Sponsoring hinaus. Der SVC ist in einem Gebäude der CS in Gümligen BE zuhause, die Arbeitsverträge des Personals lauten auf die Grossbank, und der SVC wird von einem CS-Kader präsidiert: Derzeit ist dies Andreas Gerber (Bild unten), seines Zeichen Leiter Firmenkunden bei der CS Schweiz. Gerber hatte im Jahr 2017 das Amt vom bekannten Banker Hans-Ulrich Müller übernommen, der sich bei der CS Schweiz einen Namen als «Mr. KMU» machte und als Hauptinitiant der Vereinigung gilt.
(Bild: CS)
Eine Folge der Integration
Doch der Status der «Premium Gold Partnerin» der CS könnte nun schon bald zur Disposition stehen. Nach der Zwangsübernahme der CS durch die UBS gilt es als Basisszenario der Käuferin, dass auch die CS Schweiz voll in den UBS-Konzern integriert wird. Bis zum effektiven Entscheid will sich jedoch die Führung der neuen UBS noch bis Ende August Zeit lassen.
Käme es tatsächlich zur Integration in die UBS, dann müsste der eigentlich über das Jahr 2023 laufende Sponsoring-Vertrag des SVC mit der CS neu ausgehandelt werden. Damit würde sich Dritten ein seltenes Fenster bieten, die CS als Premium-Partnerin zu beerben – und damit auch die Fäden zu ziehen in einem Netzwerk mit Tausenden potenziellen Firmenkunden.
Ein Chance, die auch andere Finanzakteure zu packen versucht sein könnten. Die Kosten für das Sponsoring gehen dem Vernehmen nach nicht über einen einstelligen Millionenbetrag hinaus.
Fokus auf Fortführung
Auf Anfrage erklärt ein Sprecher der Vereinigung, man sei glücklich und dankbar für die langjährige, sehr enge Partnerschaft zwischen dem SVC und der CS. Diese Partnerschaft laufe derzeit wie geplant weiter; die Vertragsverlängerung mit der CS sei im Übrigen bereits vor dem 19. März (dem Verkauf der Bank an die UBS) andiskutiert worden und werde in den nächsten Monaten mit der CS und ihrer Rechtsnachfolgerin konkretisiert. «Zum heutigen Zeitpunkt liegt der Fokus des SVC also bei der Fortführung der Partnerschaft mit der CS, respektive der UBS», so der Sprecher.
Den UBS-Bankern würde das potente Netzwerk also gleichsam in den Schoss gelegt – wenn sie dieses Erbe der CS denn antreten möchten. Dem Vernehmen nach werden die Vereinsanlässe von UBS-Mitarbeitenden regelmässig besucht. Insofern ist davon auszugehen, dass man dem SVC bei der grössten Schweizer Bank einiges an Bedeutung zumisst. Ebenfalls hat die UBS angekündigt, die laufenden Sponsoring-Verpflichtungen der CS weiterhin zu erfüllen. Dieses Versprechen ist auch für das KMU-Netzwerk gültig.
Goldene Partnerschaften
Doch was, wenn ein externer Sponsor doch noch seinen Namen in den Ring wirft? Schliesslich ist der SVC ein unabhängiger Verein. Zu seinen jetzigen «Gold Partnern» zählen die Autohändlerin Emil Frey, der Telekomriese Swisscom und der Allversicherer Mobiliar. Seit Jahresbeginn sind zudem zwei neue Gold Partner zur Organisation gestossen: Die Prüffirma Mazars und die Industriellen Werke Basel (IWB). «Dies zeigt, dass unser Engagement für das Unternehmertum und die KMU in der Schweiz grossen Support aus allen Wirtschaftsbereichen erhält», so der Vereinssprecher zu finews.ch.