Die UBS bereitete sich schon Monate vor der Notübernahme der Credit Suisse auf ein solches Szenario vor. Ein bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichtes Dokument gibt Einblick in den Prozess.
Nur wenige Wochen vor der Rettungsübernahme der Credit Suisse hat der UBS-Verwaltungsrat eine Übernahme der Rivalin als nicht wünschenswert erachtet. Dies geht aus den jüngsten Unterlagen hervor, die die Schweizer Bank vor kurzem bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Das Dokument gibt Einblick in die Prozesse, die dem Zusammenschluss der beiden Kreditinstitute vorausgingen.
Zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 prüfte ein Strategieausschuss des UBS-Verwaltungsrats die Entwicklungen bei der Credit Suisse. Anfang Dezember nahm dann das Management im Auftrag des Strategieausschusses eine vorläufige Beurteilung der Auswirkungen einer Transaktion mit der Credit Suisse vor, falls die UBS aufgefordert würde, eine aktive Rolle bei der Rettung ihrer Konkurrentin zu übernehmen. Eine vorläufige Beurteilung wurde dem Strategieausschuss am 19. Dezember vorgelegt.
Weitere Analysen notwendig
In der Folge kamen der Strategieausschuss an seiner Sitzung vom 20. Februar und der Verwaltungsrat an seiner Sitzung vom 22. Februar zum Schluss, dass eine Übernahme der Credit Suisse für die UBS nicht wünschenswert sei, dass aber weitere Analysen notwendig seien, um sich auf ein Szenario vorzubereiten, in dem die Konkurrentin in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten würde.
Dabei berücksichtigten der Strategieausschuss und der Verwaltungsrat die Ungewissheit einer zuverlässigen Bewertung der Credit Suisse, die jüngste Geschäftsentwicklung und die Risiken der Credit Suisse, weitere mögliche Verbindlichkeiten und die Unsicherheit der Transaktion.
Der Verwaltungsrat beauftragte das Management, die laufenden Entwicklungen bei der Credit Suisse zu beobachten und Massnahmen zu prüfen, mit denen die Bedenken der UBS adressiert werden könnten, falls die UBS eine Übernahme der Credit Suisse in Betracht ziehen müsste.
Unterstützung durch Morgan Stanley
Von Januar bis Mitte März 2023 hätten Teams aus Mitarbeitenden der UBS, externen Rechtsberatern und Morgan Stanley (die um Unterstützung bei dieser theoretischen Analyse gebeten worden sei) Finanzanalysen durchgeführt, heisst es in den SEC-Unterlagen weiter.
Sie evaluierten mögliche rechtliche Strukturen und Massnahmen, mit denen die Bedenken der UBS in einem Szenario berücksichtigt werden könnten, in dem die Schweizer Regierung die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS aktiv unterstützen würde. Die UBS überprüfte auch die möglichen negativen Auswirkungen auf die eigene Bank, falls die Credit Suisse abgewickelt werden würde.