Tag und Nacht auf dem Schweizer Finanzplatz: Während die Credit Suisse am Donnerstag staatliche Unterstützung beanspruchen musste, wies die Tessiner Kantonalbank ein hervorragendes Jahresergebnis aus. Doch die Sorge um die aktuelle Situation der CS ist auch im Tessin gross.
Obschon die Verantwortlichen der Tessiner Kantonalbank (Banca Stato) Anfang 2022 noch sehr vorsichtig budgetiert hatten, entwickelte sich das Geschäft im weiteren Jahresverlauf überaus positiv, wie am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bellinzona zu erfahren war.
Das Südschweizer Staatsinstitut erzielte 2022 einen Gewinn von 64,4 Millionen Franken gegenüber 55,2 Millionen Franken ein Jahr zuvor. Dies entspricht einem Plus von 16,7 Prozent. Das operative Ergebnis belief sich auf 101,0 Millionen Franken (+27,1 Prozent), wovon primär der Kanton Tessin profitiert. Ihm fliessen als Alleinaktionärk 45,3 Millionen Franken zu sowie weitere 3 Millionen Franken als Dividende der Axion Swiss Bank, einer Tochtergesellschaft, die auf Private Banking spezialisiert ist.
Zurückhaltende Börsenkunden
Den Löwenanteil am guten Ergebnis lieferte das Zinsdifferenzgeschäft, das um 17,8 Prozent auf 186 Millionen Franken zulegte. Das Plus war vor allem auf die Zinswende zurückzuführen, von der die meisten Retail- und Regionalbanken spürbar profitierten.
Auch das Handelsgeschäft entwickelte sich mit einem Plus von 17 Prozent auf 23,7 Millionen Franken positiv. Demgegenüber nahmen die Einnahmen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 5,5 Prozent auf 60,3 Millionen Franken ab, was gemäss Banca Stato vor allem auf eine geringere Kundenaktivität im Sog der Marktturbulenzen im vergangenen Jahr zurückzuführen ist.
Verwaltete Vermögen gestiegen
Fabrizio Cieslakiewicz (Bild: Banca Stato)
Die verwalteten Vermögen der Banca Stato (als Gruppe) stiegen 2022 um knapp 3 Prozent auf 21,3 Milliarden Franken. Für das laufende Geschäftsjahr gab sich CEO Fabrizio Cieslakiewicz (Bild oben) vorsichtig optimistisch, nannte aber keine Zahlen.
Solidarität mit den CS-Mitarbeitenden
Besorgt zeigte er sich jedoch bezüglich der aktuellen Ereignisse rund um die Credit Suisse (CS), zumal sie als zweitgrösste Bank der Schweiz eine entscheidende Rolle für die gesamte Wirtschaft und das Finanzwesen des Landes spiele.
Cieslakiewicz begrüsste die Intervention der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und plädierte überdies als Bankenvertreter für eine gewisse Solidarität mit denjenigen Mitarbeiten auf dem Finanzplatz, denen es derzeit nicht gut gehe. Der CEO bestätigte auch, dass Kundengelder der CS zur Tessiner Kantonalbank geflossen seien, selbst ohne dass gezielte Abwerbungsbemühungen unternommen worden seien.
CS-Kunden beruhigt
Im Gegenteil, er habe sogar versucht, die Leute, die ihr Geld überweisen wollten, zu beruhigen und ihnen zu erklären, dass die CS vor allem was die Schweiz betreffe, gesund sei und sich nur momentan in Schwierigkeiten befinde, sagte Cieslakiewicz später auch noch gegenüber dem Online-Portal «Ticinonews».