Umweltaktivisten werfen der Bank Pictet vor, mit ihrem Investment bei einem Förderer von fossiler Energie den Umbau zu einer klimaschonenden Wirtschaft zu ignorieren. Doch diese Vorwürfe zielen ins Leere.

Der Schauplatz war gut gewählt: Ein Dutzend Klimaaktivisten verschüttete am Donnerstag in Genf 250 Kilogramm Kohle vor dem Bankhaus Pictet. Mit dieser Aktion wollte die Gruppe gegen die Investitionen der Privatbank bei dem deutschen Energiekonzern RWE protestieren.

Einer der grössten Produzenten von Kohlestrom in Europa zog den Zorn von Umweltaktivisten auf sich, weil das Dorf Lützerath der Erweiterung des RWE-Braunkohletagebaus Garzweiler zum Opfer fallen soll. 

Vorwürfe an die falsche Adresse

In ihrem Eifer übersehen die Aktivisten offenbar, dass RWE nicht nur in der Kohleverstromung aktiv ist, sondern auch einer der weltweit führenden Förderer von erneuerbaren Energien ist. Zudem erstellte das Unternehmen einen Dekarbonisierungsplan, der mit dem Pariser Abkommen im Einklang steht und von der Initiative Science Based Targets (SBTi) bestätigt wurde.

Das Unternehmen hat sich namentlich dazu verpflichtet, bis 2040 CO2-neutral zu werden. Zudem fliessen über 90 Prozent der Investitionsausgaben in «grüne» Projekte, vor allem in den Bereichen Wind- und Solarenergie.

Dialog statt Konfrontation

Auch die Vorwürfe, die direkt an Pictet gerichtet sind, lässt die Bank nicht gelten. Wie sie auf Anfrage von finews.ch erklärt, sieht sie in einem direkten Engagement beim Energiekonzern die weitaus bessere Alternative, als sich vom Unternehmen abzuwenden und es ohne Druck von Aktionären einfach gewähren zu lassen wie bisher.

Der aktive und konstruktive Dialog mit dem Unternehmen habe massgeblich dazu beigetragen, dass der Energiekonzern acht Jahre früher als geplant im 2030 aus der Kohleförderung aussteigt, heisst es bei der Bank. Wäre das Unternehmen aus den Portfolios entfernt worden, hätte der Druck zur Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle nachgelassen.

Wichtiger Aktionär

Angesichts dieser Umstellung sieht sich die Genfer Privatbank bestärkt darin, dass RWE bei der geplanten Schliessung der Kohlekraftwerke und dem Übergang zu einem CO2-neutralen Unternehmen auf dem richtigen Weg ist.

Laut einem Konsortium aus 30 internationalen Nichtregierungsorganisationen soll die Genfer Privatbank in ihrem «grünen» Fonds RWE-Aktien im Wert von 720 Millionen Dollar halten. Pictet ist nach eigenen Angaben mit einem Aktienanteil von weniger als 2 Prozent einer der grössten 15 Investoren am Energiekonzern.