Mit Goldman Sachs und Jefferies gibt es nun bei zwei grossen US-Banken klare Warnsignale für die Mitarbeitenden. Die Boni in der Januar-Runde dürften im Vergleich zum Vorjahr deutlich tiefer ausfallen.
In einem Brief an ihre Mitarbeitenden haben die Führungskräfte von Jefferies davor gewarnt, dass 2022 eine «schwierige Vergütungssaison» werden wird. Die Investmentbank bereite sich darauf vor, die variablen Vergütungen nach einem Einbruch der Geschäftsabschlüsse in diesem Jahr zu kürzen, wie «Financial News» berichtet.
Jefferies-CEO Rich Handler und Präsident Brian Friedman verweisen dabei auf die zahlreichen Neueinstellungen der letzten drei Jahre und das schwierigere Umfeld für Geschäftsabschlüsse.
«Wie immer werden wir das Richtige tun, um den langfristigen Erfolg aller Mitarbeiter von Jefferies zu sichern und kontinuierlich in unsere Mitarbeiter und unser Unternehmen zu investieren, damit wir weiter wachsen und gedeihen können», schreiben sie. «Lassen Sie es uns hier klar und deutlich sagen: Dies wird eine schwierigere Vergütungssaison bei Jefferies sein, genau wie für jedes Unternehmen in unserer Branche.»
Im vergangenen Jahr hatte Jefferies 3,3 Milliarden Dollar für Vergütungen im Investmentbanking ausgegeben; gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg von 22 Prozent.
Kürzung im tiefen zweistelligen Prozentbereich
Auch die Händler der Wall-Street-Grösse Goldman Sachs müssen sich offenbar auf tiefere Boni einstellen. Und dies obwohl die US-Bank auf dem besten Weg ist, den grössten Umsatz seit mehr als einem Jahrzehnt zu erzielen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» schreibt.
Der Kostendruck zwinge die Unternehmensführung dazu, die Jahresendprämien zu kürzen. Die Führungskräfte der Global-Markets-Abteilung seien diese Woche gewarnt worden, dass ihr Vergütungspool um einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz gekürzt werden wird, heisst es unter Berufung auf Kreise.
Dies stehe im Widerspruch zu den branchenweiten Prognosen und der überdurchschnittlichen Leistung der Abteilung. Goldmans jährlicher Handelsumsatz sei auf dem besten Weg, die Marke von 25 Milliarden Dollar zu überschreiten, wobei Analysten schätzen, dass er die Marke des letzten Jahres um 15 Prozent übertreffen wird.
In London fallen die Boni-Schranken
In der Londoner City dürfte ein weiterer Aspekt in Zukunft die Boni und die Gehaltsstruktur beeinflussen. Die britische Regierung plant die Obergrenze für Boni im Verhältnis zu den fixen Bezügen ab 2024 zu streichen. London und seine Banken hatte sich, als das Land noch Teil der EU war, lange gegen die Einführung dieser Begrenzung gewehrt. Bisher durften die variablen Vergütungen nicht mehr als das doppelte des festen Gehalts betragen.
Doch nun ist überraschend wenig Jubel über deren Abschaffung zu vernehmen. Der Grund ist, dass schnelle und tiefgreifende Änderungen der Gehälter und Verträge ein rechtliches Minenfeld darstellen dürften. Änderungen dürften sich nur langsam und graduell ergeben und vor allem zunächst bei Neueinstellungen wirksam werden, wie «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet.