Die Europäische Zentralbank (EZB) macht eine toxische Gemengelage für das Finanzsystem der Eurozone aus: Rezession, steigende Inflation, steigende Kosten und geringere Liquidität lassen die Risiken steigen.
Die Finanzstabilität sei durch die verschiedenen Krisen wachsenden Risiken ausgesetzt, heisst es in dem am Mittwoch publizierten Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB).
«Die Menschen und die Unternehmen spüren bereits die Auswirkungen der steigenden Inflation und der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit», erklärte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. «Unserer Einschätzung nach haben die Risiken für die Finanzstabilität zugenommen, und eine technische Rezession im Euroraum ist wahrscheinlicher geworden.»
Von einer technischen Rezession sprechen Volkswirte, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft.
Risiken für Kreditausfälle steigen
Damit steigen auch die Risiken für Finanzinstitute. «Zwar hat sich die Rentabilität des Bankensektors in jüngster Zeit erholt, da die Zinssätze gestiegen sind. Doch gibt es erste Anzeichen für eine Verschlechterung der Qualität der Aktiva, die grössere Rückstellungen erforderlich machen könnten», schreibt die EZB.
Für Unternehmen und Haushalte werde es im aktuellen Umfeld schwieriger, Schulden zurückzuzahlen. Dadurch könnten die Risiken für Kreditausfälle bei Banken mittelfristig steigen.
«Wir sollten uns nicht von der kurzfristigen Verbesserung der Rentabilität der europäischen Banken blenden lassen», sagte de Guindos. Insgesamt sei jedoch das Bankensystem im Währungsraum der 19 Länder «gut aufgestellt, um vielen Risiken standzuhalten».
Hauptfeind Inflation
Eine länger anhaltende Inflation auf hohem Niveau sei das Hauptrisiko für Finanzstabilität und Wachstum. Die Preisstabilität wieder herzustellen sei der Hauptbeitrag, den die EZB leisten könne.
Im Euroraum betrug die Inflation im Oktober zum Vorjahresmonat 10,7 Prozent und in Deutschland 10,4 Prozent.