Gegen die Geschäftsleitung der Neuenburger Kantonalbank werden Vorwürfe laut, sie haben einen Verdacht auf Betrug eines Mitarbeiters vertuschen wollen. Das sieht die Bankspitze anders.

Nachdem die Neuenburger Kantonalbank (BCN) Strafanzeige gegen ein früheres Kadermitglied eingereicht hat, wird das Staatsinstitut nun selber mit Vorwürfen konfrontiert. So soll der beschuldigte ehemalige Mitarbeiter laut der Neuenburger Tageszeitung «Arcinfo» (Artikel bezahlpflichtig) Gegenstand von zwei internen Hinweisen gewesen sein. Die Bank bestreitet, dass sie diesen Verdachtsmomenten hätte nachgehen müssen.

Eine erste Meldung wurde im Jahr 2017 von einem internen Revisor gemacht. Dies sei keine «Warnung» gewesen, erklärte BCN-Generaldirektor Pierre-Alain Leuenberger im Zeitungsinterview. Diese Meldung sei in keinem Zusammenhang mit Transaktionen des ehemaligen Mitarbeiters gestanden, die von der Bank angezeigt worden seien.

Keine Zusammenhänge mit der Tat

Zudem habe der ehemalige Revisor nur einen Teil der Transaktionen des ehemaligen Mitarbeiters berücksichtigt, indem er bestimmte Gegenleistungen ausgelassen habe. Die gemeldeten Verluste hätten sich als Gewinne herausgestellt.

Der zweite Tipp aus dem Jahr 2019 habe auf Probleme bei der Verbuchung von Transaktionen im Handelsraum hingewiesen, die keinen Zusammenhang mit den strittigen Handlungen des ehemaligen Mitarbeiters hätten, betonte der Generaldirektor. Eine Arbeitsgruppe, der auch der Autor des Berichts angehört habe, habe Änderungen vorgeschlagen, die dann Ende 2019 umgesetzt worden seien.

Ein Dieb und seine Profiteure

Die BCN hatte sich im vergangenen Jahr von ihrem Mitarbeiter getrennt und am 8. März eine Strafanzeige gegen ihn eingereicht. Die unrechtmässigen Handlungen, die sich von 2013 bis 2021 erstreckten, wurden bei einer internen Prüfung aufgedeckt. Wie auch finews.ch berichtete, wurden dem Beschuldigten neben Betrug auch Veruntreuung, ungetreue Geschäftsbesorgung, passive Bestechung und Geldwäscherei vorgeworfen.

Der vom Hauptbeschuldigten veruntreute Betrag beläuft sich gemäss dem zuständigen Staatsanwalt auf 10 Millionen Franken. Davon soll der Banker rund 1 Million Franken selber behändigt haben. Weitere 9 Millionen Franken verteilte er offenbar an ein Dutzend Privatpersonen. Diese Gruppe wird in der Untersuchung ebenfalls beschuldigt.