Die Ethos-Stiftung bringt die schon einmal verworfene Idee eines Börsengangs der Schweizer Einheit von Credit Suisse wieder ins Spiel. Das Herauslösen würde eine von den Aktionären verschmähte Kapitalerhöhung weniger wahrscheinlich machen.
Die Ethos-Stiftung befürwortet einen Börsengang der Credit Suisse auf ihrem Heimatmarkt, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Die sogenannte «Schweizer Bank», in der die Aktivitäten für das Land zusammengefasst sind, ist eine der vier Divisionen, welche die gesamte Bankgruppe ausmachen.
Schnelle Lösung
Die schweizerische Aktionärsorganisation tritt regelmässig an Generalversammlungen auf, um von grossen Unternehmen Rechenschaft zu verlangen und ihre Ansichten einer guten Governance zu vertreten. Sie betrachtet die Schweizer Einheit als «Flaggschiff» der Gruppe und erachtet es als Vorteil, wenn sie separat an die Börse gebracht würde, wie sie gegenüber der Zeitung «Le Temps» erklärte.
Die Schweizer Bank verfüge über gute Kompetenzen, insbesondere in ihrem Kreditgeschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen. Ein Börsengang dieses Bereichs wäre nach Ansicht der Aktionärsaktivisten, die auch verschiedene Pensionskassen vertritt, eine gute und schnell umsetzbare Lösung.
Starke Botschaft
Gemäss der Ethos-Stiftung würde ein Börsengang der Schweizer Bank eine starke Botschaft an den Markt senden. Sie sieht darin ein Mittel, um den Strategiewechsel zu vollziehen.
Zudem würde ein Börsengang es auch langfristigen Investoren wie Pensionskassen ermöglichen, weiterhin in die Credit Suisse zu investieren, ohne jedoch den Risiken des Investmentbankings ausgesetzt zu sein, argumentiert die Stiftung.
Ex-CEO Thiam als Vorbereiter
Unter der Leitung von Tidjane Thiam, der von 2015 bis Anfang 2020 CEO der Credit Suisse war, hatte das Institut einen Teilbörsengang der Sparte in Betracht gezogen, um Geld für eine frühere Umstrukturierung zu beschaffen. Am Ende änderte jedoch der Verwaltungsrat seine Meinung und entschied sich für eine Kapitalerhöhung, die 4 Milliarden Franken einbrachte.
Seitdem wurde die Bank immer wieder von Skandalen erschüttert. Die Grossbank leidet unter dem Zusammenbruch der britischen Finanzgesellschaft Greensill im März 2021, in die über vier Fonds 10 Milliarden Dollar investiert worden waren und eine Rückforderung von Geldern gerichtlich erstritten werden muss. Ausserdem kostete die Implosion des US-Fonds Archegos die Credit Suisse rund 5 Milliarden Dollar.
Applaus von Aktionären
Derzeit brütet CEO Ulrich Körner über eine neue Strategie, um die Bank wieder profitabel zu machen. Bereits vorgezeichnet ist, dass die Kosten über mehrere Jahre hinweg um über 1 Milliarde Franken gedrückt und die Investmentbank verkleinert werden. Die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft dürften hingegen gestärkt werden.
Die Schweizer Bank gilt als eine Ertragsperle der Gruppe. Wie Schweiz-Chef André Helfenstein unlängst gegenüber finews.ch betonte, steht sie nicht zuoberst auf der Prioritätenliste für Anpassungen.
Mit einem Börsengang könnten demnach dringend benötigte Mittel beschafft werden, um Wert für die Aktionäre zu schaffen. Damit und mit einem Verkauf von weiteren Geschäftsbereichen könnte wohl auch einer verwässernden Kapitalerhöhung ausgewichen werden, welche die Aktionäre beim jetzigen tiefen Aktienkurs nicht goutieren.