Vor zwei Wochen wurde ein Mitarbeiter der Schweizer Bank bei der Einreise in die USA verhaftet. Nun soll er den Behörden als «ausschlaggebender Zeuge» dienen.
Bei dem Mitarbeiter im Range eines Direktors bei der Credit Suisse (CS) handelt es sich um einen gebürtigen Griechen, der seit langem als Vermögensverwalter mit Arbeitsort Zürich arbeitet, wie die «Sonntagszeitung» am Wochenende berichtete.
Dieser Mann, dessen Name der Redaktion bekannt ist, und der im Artikel mit C.B. bezeichnet wird, flog vor rund zwei Wochen für Kundenbesuche in die USA. Bei der Einreise wurde er verhaftet. Seither wird er von den US-Behörden.
«Wenig glaubhafte Schlussfolgerung»
C. B. darf das Land nicht verlassen, wie die «Sonntagszeitung» weiter schreibt. Er sei vorerst nicht angeklagt, sondern gelte als «material witness» – als «ausschlaggebender Zeuge»– für die Ermittlungen gegen Banken und Mitarbeiter.
Die USA vermuten offenbar, diese Mitarbeiter hätten Amerikanern geholfen, Steuern zu hinterziehen. Den Betroffenen drohen Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren. Ein CS-Sprecher lehnte auf Anfrage der Zeitung eine Stellungnahme ab.
Gegenüber finews.ch erklärte die Credit Suisse hingegen, dass C.B. in der SEC-registrierten und vollständig steuertransparenten Einheit «Credit Suisse Private Advisors» angestellt ist. Insofern sei die Schlussfolgerung der «Sonntagszeitung», dass die USA sich «Einblicke in die Praxis der CS mit US-Kunden» erhofften, wenig glaubhaft.
Verfehlungen bei der UBS
Auch ein Sprecher der US-Justizbehörden schrieb, die USA würden «keinen Kommentar» abgeben. Die Verhaftung des Familienvaters mit Wohnort im Kanton Zürich wurde der «Sonntagszeitung» offenbar von mehreren Ex-Geschäftskollegen bestätigt, die C. B. aus gemeinsamer Tätigkeit bei dessen früherer Arbeitgeberin UBS kennen.
Ein CS-Manager, der anonym Auskunft gab, betonte, dass C. B. wegen möglicher früherer Verfehlungen bei der UBS zurückgehalten würde, nicht wegen aktueller bei der CS. CS-CEO Brady Dougan antwortete vergangene Woche an der Jahrespressekonferenz auf eine entsprechende Frage, seine Bank hätte «hart gearbeitet, um hoffentlich alle US-Gesetze eingehalten zu haben».
Neuer Höhepunkt
Mit den Zwangsmassnahmen gegen den hochrangigen CS-Banker erreichen die US-Ermittlungen gegen die Schweiz wegen Mithilfe zu Steuerhinterziehung einen neuen Höhepunkt.
Sie erinnern an die Verhaftung von UBS-Generaldirektor Martin Liechti vor drei Jahren in Miami, der den Behörden monatelang Red und Antwort stehen musste. Liechtis Hilfe könnte entscheidend gewesen sein, dass die USA die UBS und die Schweiz in die Knie zwingen konnten.
Einblicke in die CS-Praktiken
Nun erhoffen sich die USA möglicherweise auch Einblicke in die Praxis der CS mit US-Kunden, wie die Zeitung weiter schreibt. Die CS galt nach der UBS als Nummer zwei im US-Offshore-Geschäft.
C. B. ist seit rund zwei Jahrzehnten als Vermögensverwalter in der Schweiz tätig. Er gehörte zum Offshore-Team der UBS, das bis 2008 von Zürich aus US-Kunden betreute.
Noch vor dem Eklat hatte er zur UBS-Tochtergesellschaft Swiss Financial Advisers gewechselt. Diese verfügt über eine US-Lizenz und darf Amerikaner uneingeschränkt betreuen.
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