Ein Fondsmanager, der im Vatikan wegen undurchsichtiger Londoner Immobilien-Transaktionen vor Gericht steht, sucht seinerseits nach Schuldigen. Nun hat er in Luxemburg Klage gegen die Credit Suisse eingereicht.
Bei den Gschäften mit Luxusimmobilien in London hat der Vatikan mehrere hundert Millionen Euro verloren. Der Fondsmanager, der wegen des Deals im Kirchenstaat vor Gericht steht, hat nun im Grossherzogtum Luxemburg eine Klage gegen die Credit Suisse (CS) eingereicht, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Die WRM Group, die von dem ehemaligen Banker Raffaele Mincione gegründet wurde, wirft der Schweizer Grossbank und dem Fondsverwalter Citco vor, sie nicht darüber informiert zu haben, dass die Gelder für den Kauf einer Immobilie an der Londoner 60 Sloane Avenue aus dem sogenannten «Peterspfennig» stammen. Das ist eine wohltätige Kollekte (lateinisch: Denarius Sancti Petri), die den Armen zugutekommen soll.
Er behauptet, die Schweizer Bank habe nicht offengelegt, dass die Gelder aus Spenden stammen, die für Bedürftige bestimmt waren.
Unbegründet und haltlos
Die CS erklärte gegenüber der Zeitung, sie werde sich «energisch gegen diese unbegründete und haltlose Klage der WRM Group verteidigen». Die Bank fügte hinzu, dass sie «nicht in den Prozess im Vatikan involviert ist».
Vonseiten des Fondsverwalters Citco hiess es gegenüber finews.ch, dass das Unternehmen die Vorwürfe bestreite und plane, sich gegen die unbegründete Klage von WRM zur Wehr zu setzen.
Gegen Mincione läuft im Vatikan ein Strafverfahren wegen seiner Rolle beim Kauf des Gebäudes im Londoner Edelviertel Knightsbridge. Ihm werden in diese Zusammenhang unter anderem Betrug und Veruntreuung vorgeworfen – was der Ex-Banker bestreitet. Mit WRM verbundene Unternehmen hatten das Londoner Gebäude im Jahr 2012 für 129 Millionen Pfund erworben. Zwei Jahre später kaufte der Vatikan zunächst eine Beteiligung und übernahm das Gebäude 2018 dann komplett, jedoch zu einem deutlich höheren Preis.
350 Millionen Euro aus Spenden
Die Staatsanwaltschaft des Vatikans wirft den von Mincione gegründeten Unternehmen vor, mit den Transaktionen einen hohen Gewinn erzielt zu haben. Das Gebäude in Knightsbridge, das früher ein Lagerhaus von Harrods war, sollte zu Luxuswohnungen ausgebaut werden. Hochrangige Beamte des Heiligen Stuhls haben nach Angaben des Vatikans insgesamt 350 Millionen Euro an Spendengeldern in das Londoner Gebäude gesteckt.
Mincione bestreitet jegliches Fehlverhalten. Die Wertsteigerung seien durch unabhängige Gutachten geprüft worden, und der Vatikan sei immer von seinen eigenen Investmentbanken, einschliesslich der CS, beraten worden.
Im vergangenen Jahr hatte die Staatsanwaltschaft des Vatikans Mincione verschiedener Straftaten beschuldigt, darunter Betrug und Veruntreuung, Vorwürfe, die er bestreitet.
Der Londoner Immobilienskandal hatte im September 2020 dazu geführt, dass dem verantwortlichen Kardinal Giovanni Angelo Becciu sämtliche Privilegien gestrichen wurden. Auf gut Deutsch: Er wurde gefeuert.