Der UBS-Chef äusserte sich in einem grossen Interview zu seinen Management-Prinzipien und den Chancen in den USA: «Ich bin noch am Aufräumen».
In einem Gespräch mit der Wochenzeitung «Die Zeit» nimmt Oswald Grübel zu grundsätzlicheren und längerfristigen Entwicklungen im Finanzsektor Stellung.
Dabei tönt eine Aussage wie eine Erklärung für das umstrittene neue Qualifikationssystem der UBS: Man wisse, so der CEO, «dass jede Firma mindestens zehn Prozent zu viele Stellen hat und Angestellte, die nicht unbedingt dem Anforderungsprofil entsprechen. Das ist auch Ausdruck der Unfähigkeit der Manager.»
Grübel räumt ein, dass auch er oft an seiner eigenen Kompetenz zweifle. Die meisten Fehler mache man auf der Managementebene bei der Einstellung von Leuten. «Das können dann die wenigsten Manager zugeben, auch wenn es dem Unternehmen und dem Ansehen des Managers schadet. Ich habe keine Hemmungen, den Fehler zu korrigieren.»
Die Versager wurden blossgestellt
Als besonders bedenklich schildert der UBS-CEO in der deutschen Wochenzeitung die Entwicklung, dass Staaten CDs mit gestohlenen Bankkundendaten erwerben. «Weshalb sollen sie bei Bankkundendaten aufhören?», so Grübel. 1984, die Horrorvision von George Orwell, komme ihm jetzt oft in den Sinn. «Ich habe Angst, dass wir bald die Grundrechte der Menschen neu schreiben müssen.»
Auf die Frage, weshalb sich die UBS nicht aus den USA zurückgezogen habe, antwortet Grübel: «Ich bin noch am Aufräumen.» In den USA hätten die Schweizer Grossbanken immer nur für kurze Zeit Geld verdient – und es werde ewig dauern, das wieder reinzuholen, was die UBS in den USA verloren habe. Aber: «Der amerikanische Markt ist faszinierend, weil er als grösster Markt der Welt die höchsten Kommissionen zu bieten hat.» Man müsse in der Lage ein, dort als ausländisches Unternehmen ein Management aufzubauen, das kompetitiv und effizient führen kann. «Und das ist anscheinend schwierig.»
Grundsätzlich verteidigt Grübel in der «Die Zeit» die Banken von heute. Gewiss, die Krise habe die Versager blossgestellt. «Ich sage Ihnen jetzt aber mal was anderes. Wenn man heute die Menschen fragt, ob Banken vor 50 Jahren besser waren, kommt immer die Antwort: Ja, natürlich. Weil sie total intransparent waren! Ich war schon vor 50 Jahren im Geschäft. Und ich kann Ihnen sagen: Die Banken sind heute besser!»
Der Unterschied sei einfach, dass heute alles offen liege. «Heute kann eine Bank nicht mehr betrügen.»