Der CEO der Cembra Money Bank hofft, dass die Mehrheit der Migros-Kreditkartenkunden gehalten werden kann. Bei den Kreditkarten erwartet Holger Laubenthal nun ein Übergangsjahr – und schliesst bei der Bank einen Stellenabbau nicht aus.

«Das Kreditkartengeschäft von Cembra hat sich nach den Lockdowns spürbar und schnell erholt, und der Trend zu Online-Einkauf und bargeldlosem Bezahlen hat Rückenwind gegeben», sagte CEO Holger Laubenthal am Investorentag der Konsumkredit-Bank am Dienstag.

«Wir hätten die Partnerschaft gerne fortgesetzt»

Im Kreditkartenmarkt hat Cembra aktuell einen Anteil von rund 13 Prozent, betonte er. Historisch ist die zu guten Teilen der Partnerschaft mit dem grossen Schweizer Retailer zu verdanken  – welche die Migros allerdings vergangenen August auflöste, wie auch finews.ch berichtete. «Die Migros-Karte lange Treiber für starkes Wachstum. Es war eine grossartige Partnerschaft, und wir hätten sie gerne fortgesetzt», so Laubenthal. 

Allerdings relativiert er, das Wachstum habe sich zuletzt abgeschwächt, und zudem sei die Partnerschaft mit einer Reihe von Einschränkungen verbunden gewesen.

Auch Fesseln fallen weg

«Durch die Exklusivität konnten wir nicht mit anderen Retailern im Lebensmittel-Bereich zusammenarbeiten», berichtet der Cembra-Chef. Zudem habe die Bank wegen des Pauschal-Angebots nicht auf individuellen Kundenbedürfnisse reagieren können», sagte Laubenthal. Diese Fesseln würden nun wegfallen.

Der Cembra-Chef rechnet nun damit, dass die Mehrheit der Kunden aus der Migros-Zusammenarbeit auch nach Ende der Partnerschaft gehalten werden können. Diese Überzeugung sei in den vergangenen Monaten durch die Kundenanalyse noch verstärkt worden.

«Es gibt eine gewisse Loyalität und ‹Stickyness› bei den Kunden», gibt Laubenthal zu Bedenken. Cembra zählt wohl auch auf deren Bequemlichkeit: Bei Auslaufen der Migros-Karten würden die Kunden einfach eine neue Kreditkarte bekommen, die sie sofort verwenden können. Sie müssten keinen neuen Antrag stellen oder Unterlagen einreichen.

Ein transitorisches Jahr

«Wir kennen unsere Kunden sehr gut und können ihnen bei den Kreditkarten sehr individuelle Angebote machen.» Zudem gibt der Bankchef zu bedenken, dass weniger als 50 Prozent der Kunden mehr als 90 Prozent des Geschäfts der Sparte repräsentieren würden.

Im kommenden Jahr will Cembra neue Digitallösungen und ein eigenes neues Kreditkartenprogramm mit zusätzlichen Diensten lancieren. Zudem seien auch neue Partner am Horizont. «2022 wird ein transitorisches Jahr im Kartengeschäft für uns», stellt der Cembra-Chef in Aussicht.

Wachstums-Turbo «Buy now pay later»

Die Tochter Swissbilling soll laut dem Unternehmenschef vom Trend zu «Buy now pay later» (BNPL) profitieren. «BNPL ist in der Schweiz noch lange nicht so etabliert wie etwa in Skandinavien oder Deutschland», sagt Laubenthal.

Aktuell liegt das Geschäft vor allem im Bereich Bezahlen per Rechnung. «Swissbilling hat aktuell 1’100 Kunden, davon bieten 200 BNPL an.» Dieser Anteil werde in den kommenden Jahren steigen. «Mit einem Marktanteil von 20 Prozent sind wir gut positioniert, und wir wollen die Präsenz in der Deutschschweiz ausbauen», sagt Laubenthal.

Bis 2025 rechnet Cembra in der Schweiz bei den Konsumkrediten mit einem Marktwachstum von rund 2 Prozent pro Jahr auf rund 9,1 Milliarden Franken. Bei BNPL wird ein jährliches Plus zwischen 20 und 30 Prozent auf 3 bis 4 Milliarden Franken erwartet – das zehnfache Wachstum also. Bei Cembra selber soll das Volumen bis 2026 auf über 1 Milliarden Franken anwachsen.

Stellenabbau nicht ausgeschlossen

Auch der Auto-Leasingmarkt wird in den Blick genommen. In einem Jahr soll hier eine neue Plattform in Betrieb gehen, die deutlich schnellere Finanzierungs-Entscheidungen möglich machen soll. Zudem sollen weitere Dienste wie Versicherungsabschlüsse und andere Services integriert werden, sagte der Bankchef.

Cembra setzt in der Strategie bis 2026 auf eine Vereinfachung des Geschäfts und neu Dienste. Das Betriebsmodell soll deutlich vereinfacht und die Technologielandschaft neu gestaltet werden. Die Stichworte lauten demnach nahtloses digitales Kundenerlebnis und Effizienz durch Standardisierung und Automatisierung.

Die Investitionen sollen über fünf Jahre 55 Millionen Franken betragen. Dadurch sollen ab 2026 Kosteneinsparungen von jährlich 30 Millionen Franken erreicht werden. Dabei schliesst der CEO auch einen punktuellen Stellenabbau in einigen Bereichen nicht aus.