In den USA ist eine Aktion gegen Manipulationen im Markt für Gemeinde-Papiere angelaufen. Nun gerät auch die UBS ins Visier der Ermittler.
Die Anklage des amerikanischen Justizministeriums richtet sich gegen die ehemaligen UBS-Angestellten Peter Ghavami, Gary Heinz und Michael Welty. Sie sollen zwischen 2001 und 2006 Offerten für den Kauf von Gemeindeanleihen – Municipal Bonds – manipuliert haben. Dies ergibt sich aus einer Mitteilung des Justizministeriums in Washington.
Ghavami (links) wurde letzte Woche am John-F-Kennedy-Airport in New York verhaftet, nachdem er aus Moskau gelandet war: Der belgische Staatsbürger ist derzeit Head Global Markets bei der russischen Investmentbank Troika Dialog. Inzwischen wurde er aber – wie die anderen Verhafteten auch – auf Kaution freigelassen. Ghavami arbeitete von 1999 bis 2007 bei UBS und war unter anderem Head of Global Commodity Markets.
Die drei UBS-Leute sollen sich «in komplexen Betrugs-Schemen und an Verschwörungen» beteiligt haben, sagt die für den Antitrust-Kampf zuständige Staatsanwältin Christine Varney.
Ziel sei es dabei gewesen, den Wettbewerb im Handel mit Gemeindeanleihen zu unterlaufen. Es geht dabei um Fälle, wo UBS als Broker im Handel mit Anleiheverträgen für US-Gemeinden tätig war. Ghavami, Heinz und Welty sprachen sich offenbar mit Muni-Händlern aus anderen Finanzinstituten ab: Sie informierten sich gegenseitig über die Preise, welche ihre Unternehmen zu zahlen bereit waren, und machten untereinander ab, wer den Zuschlag erhalten sollte.
Die ersten Schuldeingeständnisse
Bereits in den letzten Wochen kam es zu Aktionen der US-Behörden gegen andere Banken und Versicherungen, in Verdacht stehen auch Wachovia, Bank of America, Citi sowie die inzwischen verschwundenen Lehman Brothers. Unter anderem bekannte sich letzte Woche ein Managing Director von JP Morgan der Marktmanipulation für schuldig (mehr dazu hier).
Grundsätzlich lautet der Verdacht der amerikanischen Wettbewerbshüter, dass mehrere Banken und Versicherungen im Vornherein abgesprochen haben könnten, welches Institut jeweils die Auktion von Anlageverträgen von US-Gemeinden gewinnen sollte (mehr dazu hier).
Bis zu 20 Jahre Zuchthaus
Laut der nun in New York eingereichten Anklage trug das UBS-Trio dazu bei, die Preise für solche Gemeinde-Wertpapiere künstlich zu gestalten. Insgesamt werden den Bankern sechs Anklagepunkte vorgeworfen, unter anderem sollen sie auch von Insiderangaben profitiert haben. Gary Heinz hält die Staatsanwaltschaft neben betrügerischen Tätigkeiten auch vor, im Rahmen der laufenden Ermittlung Zeugen beeinflusst zu haben.
Für einzelne Vorwürfe gegen Ghavami, Heinz und Welty droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren und Bussen bis zu 1 Million Dollar.
Wie Christine Varney weiter mitteilt, seien in den nächsten Wochen noch «eine Menge weiterer Aktivitäten» im Kampf gegen Manipulationen im Munibond-Markt.
Die Mitteilung des Justizministeriums enthält keine Äusserungen, die sich direkt gegen die UBS richten. Ohnehin wird die Bank nicht namentlich genannt, die Rede ist lediglich von einer financial services firm mit ausländischen Wurzeln und Niederlassung in New York.
Allerdings musste sich die Bank of America gerade am Dienstag nach ähnlichen Verdächtigungen zu einer Vergleichszahlung von 137 Millionen Dollar bereit erklären – wobei sie laut Christine Varney von einer gewissen Milde profitierte, weil sie früh die Behörden informiert und mit ihnen kooperiert hatte (mehr dazu hier).