Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs tätigt einen Milliardenkauf im europäischen Fondsmarkt. An der Firma ist auch die UBS interessiert gewesen.
Goldman Sachs kauft dem niederländischen Versicherer NN dessen Fondsgeschäft ab, wie die beiden Finanzunternehmen mitteilten. Demnach zahlt die US-Investmentbank für NN Investment Partners (NN IP) 1,7 Milliarden Euro. Der Asset Manager verwaltet rund 335 Milliarden Dollar an Vermögen, die nun zu den 2’300 Milliarden Vermögen stossen, die der Fondsarm der Amerikaner bereits betreut.
DWS bis zuletzt im Rennen
Satish Bapat wird NN IP auch weiterhin als CEO vorstehen. In Zusammenhang mit dem Deal haben Goldman Sachs und die NN Gruppe eine zehnjährige Zusammenarbeit vereinbart, wie es weiter hiess.
Mit dem Zuschlag für Goldman Sachs haben die europäischen Bieter das Nachsehen. Es sind dies die Fondstochter der Deutschen Bank DWS, die mit Goldman Sachs bis in die letzte Bieterrunde ging, die Londoner Janus Henderson – und die Schweizer UBS. Aus den USA hatte ebenfalls der Versicherer Prudential Financial Interesse bekundet.
Ein Ménage à trois?
Die UBS, deren eigenes Asset Management nach wie vor nicht über die kritische Grösse verfügt, um ganz vorne im Metier mitzutun, tritt nicht nur als Bieter auf, sondern gilt mit dem Fondsgeschäft auch als mögliches Ziel einer Übernahme. Da DWS und die UBS nun bei NN IP leer ausgegangen sind, könnte das Spekulationen über eine neuerliche Annäherung befeuern – 2019 waren Vorgespräche zwischen den beiden Akteuren gescheitert.
Als Übernahmekandidat gilt auch das durch die Schliessung der Greensill-Fonds schwer gebeutelte Asset Management der Credit Suisse (CSAM). Ein Schweizer Zusammenschluss mit der UBS oder eine «Ménage à trois» noch zusätzlich mit DWS stand ebenfalls schon im Raum. Der neue CS-Präsident António Horta Osório will sich allerdings bis im Herbst Zeit lassen mit grossen strategischen Würfen bei der zweitgrössten Schweizer Bank.
Amerikanischer Appetit
Derweil verfügt Goldman Sachs auch nach der Milliarden-Übernahme in den Niederlanden über volle Taschen und ist an weiteren Zukäufen interessiert. «Natürlich werden wir uns weitere Akquisitionen im Asset Management genau anschauen, wenn wir damit unser Wachstum beschleunigen können», sagte Bankchef David Solomon zur britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).
NN IP ist Solomons grösster Zukauf, seit er 2018 das Steuer bei Goldman Sachs übernommen hat.
Der NN-Deal beweist, dass die Amerikaner im europäischen Fondsgeschäft handfeste Interessen verfolgen. Wenn ihnen der Appetit danach steht, könnten auch die Fondssparten von UBS und CS auf ihr Menüliste geraten. Das UBS Asset Management verfügte im Ende letzten Juni über 1’200 Milliarden Dollar an investierten Vermögen, CSAM über 471 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern.