Die Credit Suisse hat ihre hauseigenen Risiken teils über Katastrophen-Bonds ausgelagert. Wegen des Archegos- und Greensill-Debakels geht nun bei den Käufern der Anleihen die Angst um.
Die Credit Suisse (CS) hat in den vergangenen Jahren eine Reihe ungewöhnlicher Anleihen verkauft und sich so gegen das Äquivalent eines Banken-Bebens versichert. Doch die Erschütterungen spüren nun die Besitzer dieser Wertpapiere, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Der Wert der selten gehandelten Anleihen beläuft sich demnach auf 461 Millionen Dollar. Im vergangenen Monat sind jedoch die Notierungen deutlich eingebrochen. Händler bei der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan hatten jüngst, die Junior-Tranche der Anleihen für weniger als 65 Prozent des Nennwertes angeboten.
Wie bei einem Wirbelsturm
Die Erklärung für den Abschlag: die Zweifel sind gewachsen, ob das Doppel-Debakel um Archegos Capital Management und Greensill Capital bei der CS den Versicherungsfall auslösen könnte. Wie bei solchen «Katastrophen-Bonds» üblich, würde dann das Kapital der komplexen Wertpapiere ausgelöscht werden. Denn die Bonds sind jenen Instrumenten nachempfunden, mit denen sich etwa Versicherungen gegen Kosten aus Wirbelstürmen und anderen Naturkatastrophen absichern.
Die CS hatte die Instrumente aufgelegt, um das Kapital zu reduzieren, das die Bank zur Deckung des operationellen Risikos zurücklegen muss. Dabei wurde eine breite Palette potenzieller Gefahren abgedeckt – von operativen Fehlern bis hin zu Betrug.
Geheimhaltungs-Klausel unterschrieben
Die Anleihen wurden in vier Tranchen ausgegeben und sind hochkomplex. Der Prospekt umfasst rund 400 Seiten. Die im März 2020 verkauften Anleihen hätten zu den komplexesten und geheimnisvollsten der Welt gehört, sagten die Informanten gegenüber der Agentur. Von den Anlegern sei sogar die Unterzeichnung einer Vertraulichkeits-Vereinbarung verlangt worden.
Die Bonds lockten die Anleger mit hohen Kupons und einem Risiko, das als so gering vermarktet wurde, dass es praktisch nicht vorstellbar war. Erleidet die CS keine oder nur geringe Verluste aufgrund von «Betriebsunfällen», erhalten die Anleger hohe variable Kupons, die sich ab August 2021 auf etwa 4 bis 5,6 Prozent belaufen, sowie das Kapital bei Fälligkeit im Jahr 2024.
Auch für Experten kaum zu entziffern
Sollte das Unternehmen jedoch Verluste erleiden, die durch den Versicherungsvertrag mit Zurich abgedeckt sind, könnten die Anleihenhalter einen Teil oder das gesamte Kapital zur Deckung dieser Verluste verlieren. Die Obligationen decken einen riesigen Katalog von Risiken für die Bank ab, der selbst für Versicherungsexperten kaum zu entziffern ist, heisst es weiter.
«Am Markt hat man begonnen, darüber nachzudenken, ob diese beiden Ereignisse die Betriebsversicherungs-Police auslösen könnten. Das hat dazu geführt, dass die Anleihe noch illiquider wurde und kaum noch gehandelt wurde», wird Alessandro Noceti vom Maklerunternehmen Valeur Securities zitiert, das bis vor kurzem Kurse für die Anleihen stellte.