Unter Co-Chef Iqbal Khan hat das UBS Global Wealth Management die Kreditvergabe an reiche Privatkunden forciert. Wegen des Archegos-Verlustes stellen bezüglich dieser Wachstumsstrategie Fragen im Raum.
Beim Archegos-Verlust hat in erster Linie die Credit Suisse (CS) Prügel bezogen. Im Vergleich zu ihrem Verlust von 5 Milliarden Franken nimmt sich jener der UBS mit Archegos von knapp 800 Millionen Franken fast schon bescheiden aus. Trotzdem zeigte sich die UBS-Spitze von dieser krassen Fehlleistung in ihrem Risiko- und Kreditmanagement höchst schockiert.
Der Schock sass offenbar so tief, dass die UBS ihre Lending-Strategie im Global Wealth Management grundsätzlich überdenken musste. Dies geht aus einem Transkript von Sentieo hervor, einem Researchunternehmen, das einen Auftritt von UBS-Chef Ralph Hamers an der Goldman Sachs European Financial Conference von vergangener Woche nachzeichnet.
Khans «Elevate»-Strategie
Trotz des Archegos-Rückschlages, der im Prinzip die gesamte Strategie bezüglich Kreditvergabe auf den Prüfstand gestellt hatte, kam die UBS zum Schluss, dass Lending weiterhin eine Rolle spielen soll. «Es soll eine Rolle spielen, weil wir es können«, sagte Hamers. Die Bank verfüge über die notwendige Kapitalbasis, um Kunden mit Liquidität zu versorgen, die Aktien als Gegenwert hielten. Das US-Finanzportal «Advisorhub» hatte über Hamers Aussagen an der Konferenz zuerst berichtet.
Massive Einschnitte beim Lending im Wealth Management wären wohl einem Affront Iqbal Khans gleich gekommen: Der 45-jährige Top-Banker und zusammen mit Tom Naratil Co-Chef im Wealth Management hatte die verstärkte Kreditvergabe an vermögende Kunden zu einem seiner Kernpunkte der sogenannten «Elevate»-Strategie gemacht.
UBS legte ihre Risikoaversion etwas ab
Die «Neue Zürcher Zeitung» hat kürzlich über Khans Elevate-Strategie geschrieben, das Wealth Management habe das Kreditvolumen um 40 auf 220 Milliarden Dollar erhöht. In den USA waren im ersten Quartal 5,5 Milliarden Dollar hinzugekommen.
In diesem Markt hinkt die UBS diesbezüglich der Konkurrenz hinterher. Auf bloss 4,7 Prozent der investierten Vermögen würden sich die gewährten Kredite belaufen. In der gesamten Einheit seien es 7,1 Prozent.
Khans Lending-Strategie hatte ihm bei der CS, als er dort das Wealth Management leitete, den Übernamen «Credit Khan» eingehandelt. Die UBS hatte bis zu seinem Antritt vor 18 Monaten eine deutlich konservativere Kreditpolitik verfolgt.
Reiche von Investmentbankern und Wealth Managern hofiert
Der Verlust der UBS mit dem Hedgefonds Archegos Capital scheint nur indirekt mit der Lending-Strategie im Global Wealth Management zu tun zu haben, war Archegos doch ein Kunde im Prime Brokerage der Investmentbank. Doch tut sich die UBS gerne damit hervor, ihren Wealth-Management-Kunden Zugang zu Investmentbank-Dienstleistungen zu ermöglichen.
Diese «One Bank»-Strategie funktioniert auch umgekehrt: Kunden der Investmentbank, wenn sie beispielsweise ihre Unternehmen über die UBS an die Börse bringen und urplötzlich über hohe Liquidität verfügen, werden dann auch von den Wealth Managern der Grossbank hofiert.
Von Bill Hwang, dem Besitzer von Archegos Capital, ist allerdings nicht bekannt, dass er oder Familienmitglieder auch Privatkunden der UBS oder der CS gewesen sind.
Kontrollen verstärkt
Hamers war an der Konferenz von einem Analysten gefragt worden, wie sich der Archegos-Fall auf die Lending-Strategie auswirken würde. Die Vorgänge, welche zu dem Verlust geführt hätten, seien «seziert» worden, sagte Hamers. Das Management wolle aus den Fehlern lernen und werde einige Prozesse nun anpassen.
Dies schliesse eine Überprüfung der Positionen der grössten Wealth-Management-Kunden ein, so der UBS-CEO. Er fügte an, die UBS habe im Vergleich zur Konkurrenz immer noch Potenzial die Kreditvergabe an Privatkunden auszudehnen.
Doch habe die UBS nun zusätzliche Kontrollen installiert und sichergestellt, dass Spezialisten aus der Investmentbank vermehrt auch im Wealth Management einsetzt werden.