Immer mehr Menschen sind so reich, dass sie sich einen privaten Vermögensverwalter leisten können. Die Family Offices operieren dabei weltweit höchst unterschiedlich – in der Schweiz sind sie in der Regel klein und fein, wie eine neue Studie zeigt.
Bereits vor einem Jahr zeichnete sich ab, dass die Coronakrise die Reichen weltweit noch reicher gemacht hat. Der Crash an den Börsen vom März 2020 war schnell ausgewetzt, und die an den Finanzmärkten investierten Millionäre und Milliardäre profitierten kräftig von der Erholung.
Das ist nicht zuletzt den Finanzprofis zu verdanken, die so manche Jetset-Familie zur Verwaltung des Privatvermögens beschäftigt: Die Family Offices erzielten in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche Jahresperformance von 7 bis 10 Prozent für ihre Eigentümer.
Schweizer Drehscheibe
Dies geht aus einer neuen Umfrage hervor, welche die aufs Segment spezialisierte britische Beratungsfirma Agreus bei über 550 Family Offices weltweit durchgeführt hat. Jedes zehnte der befragten Unternehmen stammte dabei aus Europa, wobei der Anteil der Schweizer Family Offices in dieser Stichprobe wiederum 25 Prozent beträgt: Nach Grossbritannien und vor Deutschland ist der hiesige Finanzplatz der führende Hub auf dem Kontinent für diese Gattung Vermögensverwalter. Die Stadt Zürich gilt dabei als die Stadt mit den meisten Family Office in ganz Europa.
Dazu tragen auch grenzüberschreitende Geldströme bei: Wie finews.ch unlängst berichtete, lässt etwa eine ganze Schar von deutschen Superreichen ihr Vermögen in der Schweiz verwalten.
Traditionelle Anlagestrategie
Folgt man den Erhebungen von Agreus, sind die europäischen und Schweizer Akteure in dem Feld klein, aber fein. Die Mehrzahl beschäftigt weniger als fünf Mitarbeitende und verwaltet Vermögen von 250 bis 500 Millionen Dollar. Das meiste Geld legen sie dabei ganz traditionell in Aktien und Anleihen an, Alternative Anlagen wie etwa Private Equity oder Immobilien rangieren weiter unten.
Auffallend ist dabei, dass Europas Reiche die Vermögensverwaltung gerne delegieren: Der CEO des Family Office stammt in 70 Prozent der Fälle nicht aus der Familie selber.
Kingsize-Vermögen in den USA
Dies im Gegensatz etwa zu Asien, wo in 80 Prozent der Family Office ein Familienmitglied die operative Führung innehat. Wird bedacht, dass die Personalkosten rund 60 Prozent der Aufwendungen bei den privaten Vermögensverwaltern ausmachen, sind europäische Millionärsfamilien nicht knausrig: Geschäftsleitungs-Mitglieder erhalten einen mittleren Basislohn von 100’000 bis 200’000 Dollar jährlich (siehe Grafik unten). Rund 70 Prozent bekommen zusätzlich einen sofort abrufbaren Bonus ausgeschüttet.
Allerdings sind die Schweizer und Europäer damit nicht die Bonuskönige im globalen Vergleich. US-Family-Office-Manager verdienen ein mittleres Fixgehalt von 198’000 bis 330’000 Dollar. Die Bonus-Rate beträgt derweil 73 Prozent. Anderseits verwalten die amerikanischen Akteure im Schnitt grössere Vermögen – die häufigste Bandbreite liegt in Übersee zwischen 500’000 und 1 Milliarde Dollar, also doppelt so viel wie bei europäischen Family Office.
Derweil enstammt jeder zweite Family-Office-Chef in den USA auch dem Clan, dessen Geld dort verwaltet wird.
Wo die Petrodollars sprudeln
Die wahren Bonus-Krösusse unter den Family Offices sitzen indes nicht in New York oder Kalifornien, sondern im Nahen Osten, wo die Petro-Dollars sprudeln. Laut Agreus verwaltet eine Mehrzahl der erfassten Firmen Vermögen zwischen 1 bis 2 Milliarden Dollar und zahlen Löhne zwischen 132’000 und 396’000 Dollar. Mehr als 73 Prozent des Führungspersonals erhalten einen sofort verfügbaren Bonus ausbezahlt.
Dieses Geld fliesst allerdings nicht selten in die Familie zurück: Zwei von drei Chefs von Family Offices in der Region zählen zu den Eignern des Vermögensverwalters.