Die von der Konzernleitung der HSBC angekündigten Reduktion der Büroflächen übertrifft in ihrer Dimension diejenigen von hiesigen Banken. Was heisst das für die Schweizer Standorte der Auslandsbank?
Die Ankündigung von Noel Quinn, dem Chef der anglo-chinesischen Grossbank HSBC, hatte es in sich: Anlässlich der am (gestrigen) Dienstag veröffentlichten Jahreszahlen erläuterte er Pläne, 40 Prozent der heute belegten Büroflächen schliessen zu wollen. Der Grund für die Reduktion der von der Bank benutzten Flächen liegt in der Veränderung der Arbeitsformen.
Die meisten Dienstleister haben während der Pandemie gemerkt, dass dem hybriden Arbeitsmodell die Zukunft gehört. So werden die Mitarbeiter in der Dienstleistungsindustrie künftig einen Teil ihrer Arbeitszeit im Büro und einen Teil zu Hause verbringen. Die UBS beispielsweise hatte dies im vergangenen Jahr schon mit der 30-Prozent-Formel auf den Punkt gebracht, wonach zu jeder Zeit etwa 30 Prozent der Mitarbeitenden von zuhause aus arbeiten – einfach nicht in der immer gleichen Zusammensetzung.
Die Kasse klingelt
Dass es im Bankfach, einem traditionell eher konservativen Wirtschaftszeig, plötzlich so schnell gehen kann, liegt nicht einfach in der Pandemie begründet. Vielmehr geht es um drei Dinge: Erstens hat die Führung der Banken gemerkt, dass die Produktivität nicht vom Standort des oder der Arbeitenden abhängt. Zweitens kann dank neuster Technologie die meiste Arbeit auch «remote» sicher erledigt werden. Dies ist besonders in der Finanzindustrie ein Schlüsselargument, weil gerade den Banken von der staatlichen Aufsicht auch klare Vorgaben gemacht werden (siehe Clowdlösungen in der Schweiz).
Und drittens hat auch noch der Finanzchef das Wort: Eine Flächenreduktion um 30 oder 40 Prozent eliminiert einen sehr grossen Kostenfaktor aus der Gesamtrechnung der Banken.
So kosten die Büros der HSBC jährlich einen Betrag von mehreren Milliarden Pfund, wie Finanzchef Ewen Stevenson gemäss «The Times» am Dienstag erwähnte. Die HSBC beschäftigt rund 230'000 Mitarbeiter in 64 Märkten. In einer Zeit, in der die Margen sinken und neue Akteure die alten herausfordern, ist eine markante Reduktion natürlich sehr willkommen.
Schweizer Ableger kaum betroffen
Die Kürzungen dürften allerdings nicht linear erfolgen, wie aus banknahen Kreisen verlautete. So könnten voraussichtlich vor allem Büroflächen im Support geschlossen werden. Andere Bereiche, wie die Büros in Ländern wie der Schweiz, dürften hingegen eher nicht von einer Schliessung betroffen sein.
Die Ableger der HSBC in der Schweiz in Genf und Zürich sind hauptsächlich mit der Betreuung von Privatkunden beschäftigt. Diese sehr vermögende Klientel verlangt nach einer ständigen Verfügbarkeit eines persönlichen und auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Service. Dieser Service erfolgt in den Büros der HSBC, und die Bank dürfte deshalb voraussichtlich in der Schweiz keinen grösseren Abbau von Bürofläche verfügen, wie es im Umfeld des Instituts hiess.
Die HSBC Switzerland gab keinen Kommentar zum Statement von CEO Quinn ab.