Vor zwei Jahren platzte das Engagement von Andrea Orcel bei der spanischen Bank Santander. Nun ist er Medienberichten zufolge in Italien in der Zielgeraden zum Banken-CEO.
Der neue CEO der italienischen Grossbank Unicredit heisst höchstwahrscheinlich Andrea Orcel. Das berichtete unter anderem die Agentur «Reuters» aus anonymer Quelle. Wie auch finews.ch zuvor vermeldet hatte, wurde neben Orcel auch der frühere Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam bereits für das Amt gehandelt.
Der 57-jährige Italiener hätte damit in seiner Heimat erreicht, was ihm im Ausland verwehrt geblieben ist: Bei der UBS stieg Orcel zum Leiter der Investmentbank und Nummer zwei hinter Ex-CEO Sergio Ermotti auf. Er schied aber aus, bevor die Nachfolge des Tessiners bei der grössten Schweizer Bank geklärt war – und wechselte als designierter Chef zur spanischen Grossbank Santander.
Bedenken wegen Rechtsstreit
Dort kam es Anfang 2019 zum Eklat: Nach Bedenken über die hohe Ablösesumme bei der UBS und internen Widerständen wurde Orcel entlassen, noch bevor er das Amt antreten durfte. Seither verklagt er die Spanier auf 112 Millionen Euro Schadenersatz. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, ist es hier aber zu einer überraschenden Einigung gekommen.
Damit ist wohl das wichtigste Hindernis für seinen Antritt beiseite geräumt. Denn fängt Orcel bei Unicredit an, drohen ihm wegen des vorzeitigen Wechsels zur Konkurrenz aufgeschobene Vergütungen bei der UBS im Umfang von noch rund 50 Millionen Euro zu entgehen.
Vorgänger im Streit gegangen
Bei Unicredit tritt der Ex-UBS-Manager zudem kein einfaches Erbe an. Der frühere CEO Jean Pierre Mustier hatte das Haus vergangenen Dezember im Streit über die Strategie verlassen. Entzündet hat sich dieser offenbar auch an der Forderung des italienischen Staats, die erfolgreiche Unicredit müsse die serbelnde Konkurrentin Monte dei Paschi übernehmen.