Reyl, Landolt & Cie, Bank am Bellevue: Dreimal innert eines Jahres haben ausländische Akteure nach hiesigen Privatbanken gegriffen. Droht der grosse Ausverkauf?
François Reyl findet, er könne nicht glücklicher sein. «Wir freuen uns darauf, mit unseren neuen Kollegen zusammenzuarbeiten und als integriertes Team Chancen und Herausforderungen anzugehen», liess sich der Chef der Genfer Finanzboutique Reyl am (gestrigen) Montag in einer Mitteilung zitieren.
Dabei hätte der CEO durchaus auch Anlass zu Trauer gehabt: Eben hatte der Bankier den Verkauf des Familienunternehmens angekündigt, das sein Vater Dominique Reyl 1973 gründete und das bis heute fester Bestandteil der Schweizer Finanzszene ist.
Käuferin ist, und das lässt aufmerken, die italienische Grossbank Intesa Sanpaolo. Sie will Reyl als Basis nutzen, um das Schweiz-Geschäft sowie die Offshore-Vermögensverwaltung in ausländische Märkte zu forcieren. Die Italiener sind mit solchen Plänen nicht alleine.
Reihenweiser Abschied
Im vergangenen Jahr sicherte sich die Luxemburger Privatbanken-Gruppe Quintet die Zürcher Bank am Bellevue; letzten Juli schloss sich die traditionsreiche Lausanner Privatbank Landolt & Cie der weitaus grösseren französisch-deutschen Finanzgruppe Oddo BHF an.
Die Fusionswelle, die angesichts des turbulenten Umfelds für das Metier wohl noch nicht abgeschlossen ist, steht im Kontrast zu den Erfahrungen zu Zeiten der Finanzkrise. Vor einer Dekade verabschiedeten sich Auslandsbanken gleich reihenweise aus dem Swiss Private Banking, und verkauften dazu oft genug an die Schweizer Konkurrenz.
Einer letztjährigen Studie der Beratungsfirma KPMG zufolge veräusserten seit 2012 in 42 Fällen ausländische Akteure ihre hiesige Vermögensverwaltung an Schweizer Player, wovon 19 Deals in der Schweiz über die Bühne gingen.
Das Ende der Schwarzgeld-Ära
Erinnerlich sind Grosstransaktionen wie der Verkauf des internationalen Private Banking der amerikanischen Grossbank Merrill Lynch an Julius Bär; von ihrer Schweizer Vermögensverwaltung trennten sich auch die US-Grossbank Morgan Stanley, die britischen Häuser Lloyds Bank und Coutts, diverse israelische Banken und deutsche Institute wie die Commerzbank oder die Dresdner Bank.
Die Gründe für den damaligen Rückzug dürften sich geglichen haben: Der Steuerstreit mit dem Ausland und das Ende der Schwarzgeld-Ära in der Schweiz sowie die tiefen Spuren der Finanz- und Schuldenkrise bei den Mutterhäusern, um nur die naheliegenden zu nennen.
Was treibt nun das aktuelle Comeback der Auslandsbanken an? Auf der Höhe der Coronakrise und angesichts neuer Trends wie der Digitalisierung müssten die Institute eigentlich Dringenderes zu tun haben, als in ein Geschäft zu investieren, das von den glorreichen Zeiten der Vergangenheit zehrt.
Unter der Lupe bei Goldman Sachs
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