Die Genfer Privatbank Mirabaud geschäftete mit einem Auftragnehmer von PDVSA, der sich der Korruption schuldig bekannte. Das geht wird erstmals aus Gerichtsdokumenten ersichtlich. Die venezolanische Staatsfirma steht im Zentrum eines gewaltigen Bestechungsskandals – mit Spuren in die Schweiz.
Auch Mirabaud zählt zu in einer ganzen Reihe von Schweizer Banken, die im Zusammenhang mit einer gross angelegten Bestechung bei der staatlich kontrollierten venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA auftauchten. Dies geht erstmals aus amerikanischen Gerichtsdokumenten hervor, die finews.ch eingesehen hat. Zu den in den PDVSA-Fall verwickelten Banken in der Schweiz und Liechtenstein wurden bisher die Credit Suisse (CS), die UBS, Julius Bär, EFG International, Compagnie Bancaire Helvetique (CBH) und Banca Zarattini gerechnet.
Den US-Unterlagen zufolge hielt Mirabaud mindestens 4 Millionen Dollar für Abraham Shiera, einen venezolanischen Geschäftsmann, der im Zusammenhang mit dem Ölskandal von amerikanischen Staatsanwälten unter anderem wegen Korruption angeklagt wurde. Shiera, der sich schuldig bekannte, ist nun dabei, Bargeld, eine Luxuswohnung in Miami im US-Bundesstaat Florida, eine Jacht und zwei Jets zu verpfänden. Dies im Rahmen eines Verpfändungs-Abkommens mit den Behörden.
Verfall eines 4-Millionen-Dollar-Kontos
Geld für die Pfändungen kommt auch aus der Schweiz, wie sich zeigt. «Der Angeklagte [Shiera] veranlasste die Überweisung von 4'019'179,75 Dollar von einem Mirabaud-Konto mit einer Kontonummer bis 1305, das auf den Namen Tholla Enterprises lautet, zum Zwecke der Pfändung», heisst es in den kürzlich eingereichten Gerichtsunterlagen.
Ein Sprecher der Bank sagte am Montag, Mirabaud habe «eine sehr begrenzte Anzahl von 'alten' (historischen) Kunden venezolanischer Nationalität». In einem Interview mit finews.ch hatte Mirabaud-Partner Lionel Aeschlimann noch kurz zuvor bestritten, dass sein Institut venezolanische Kunden bediene, weder im Inland noch «offshore» im Ausland. Die Bank habe «vor einigen Jahren» beschlossen, keine neuen venezolanischen Kunden an Bord zu nehmen, präzisierte der Sprecher nun. Das Lateinamerikageschäft von Mirabaud wird von Thiago Frazao (Bild unten) geleitet, der Kommanditär der familiengeführten Privatbank ist.
Schweizer Untersuchung eingestellt
Mirabaud hat derzeit mit Enthüllungen rund um Finanzaffären zu kämpfen. Kürzlich geriet das Genfer Institut in die Schlagzeilen wegen Geldern, die angeblich im Namen des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos gehalten wurden, sowie in einem langwierigen Streit mit einem ehemaligen kuwaitischen Beamten.
Im Umfeld der PDVSA-Affäre stellte sich jetzt heraus, dass Shiera insgesamt auch 8 Millionen Dollar bei der CS auf fünf verschiedenen Konten verwahrt hatte. Eines davon führte Shiera auf seinen eigenen Namen, ein zweites auf den Namen einer anderen, nicht identifizierten Person und drei auf die Namen Glorius, Freestar und Harmony. Die CS war 2018 in der Schweiz wegen ihrer Geschäfte im Umfeld der PDVSA sanktioniert worden.
Im vergangenen April stellte die Bundesanwaltschaft allerdings die Untersuchung von PDVSA ein. Schweizer Staatsanwälte konnten keinen unvoreingenommenen Rechtsbeistand aus Venezuela erhalten, wo Präsident Nicolas Maduro ausharrt, obwohl Dutzende von Ländern im vergangenen Jahr den Oppositionsführer Juan Guaido als Interimspräsidenten anerkannt haben.