Thomas Henauer, Head Sales Financial Institutions bei Clariden Leu, über den grossen Wandel der Kundenbedürfnisse seit der Finanzkrise.
Herr Henauer, die Finanzkrise jährt sich in diesem Herbst zum zweiten Mal. Inwiefern hat sich das Verhalten der Fondskunden verändert?
Wir stellen fest, dass die Reputation der Fondsanbieter, die Transparenz der Produkte und der Kundenservice sicher entscheidend sind. Genauso massgebend für die Auswahl der Produkte, ist aber auch die Verlässlichkeit der Performance, gepaart mit einem glaubwürdigen Risikomanagement.
Wie äussert sich dies in ihrer Arbeit?
Institutionelle Anleger und Distributionspartner wie Banken, Versicherungen und unabhängige Vermögensverwalter (EAM) sind stringenter geworden. Dies fordert entsprechend auch uns als Fondsanbieter heraus.
«In der Krise haben viele Produkte nicht geliefert, was sie versprachen»
Wir müssen unsere Anlage- und Risikomanagement-Prozesse noch verlässlicher darstellen, eine nachvollziehbare und glaubwürdige Performance abliefern und den Service in Bezug auf Transparenz und Geschwindigkeit optimieren. Das Wichtigste ist aber, in stetigem Kontakt mit unseren Kunden und Partnern zu stehen. Damit kräftigen wir täglich das Vertrauen in unsere Stärken.
Wo liegt die grösste Unsicherheit seitens der Kunden?
Der grosse Investor Warren Buffet hat einmal gesagt: «Only when the tide goes out you discover who’s been swimming naked». Oder mit anderen Worten: In der Krise gab es zu viele Produkte, die in der extremen Situation nicht geliefert haben, was sie versprachen. Dies hatte mitunter damit zu tun, dass die Werterhaltungserwartungen nicht erfüllt wurden.
Wie stand das Fondsgeschäft der Clariden Leu nach der Krise da?
Wir konnten die Abflüsse nach 2008 stabilisieren und bereits 2009 wieder weit über eine Milliarde Franken an Zuflüssen bei den Produkten verzeichnen. Dies war vor allem auf unsere liechtensteinische Geldmarktfondspalette zurückzuführen, welche wir rechtzeitig lanciert haben. So kamen wir ohne «Performance-Unfälle» durch die Krise.
«In der turbulenten Zeit konnten wir eine verlässliche Rendite erzielen»
In diesem Jahr haben sich vor allem unsere Insurance Linked Investments wie «Cat Bond Fonds», einzelne Themenfonds, wie der «Clariden Leu (Lux) Luxury Goods Equity Fund» und unser Emerging-Market-Angebot im Bond- und Aktienbereich sehr erfreulich entwickelt.
Trotz der schwierigen Zeit eine glückliche Entwicklung also?
In der turbulenten Zeit konnten wir bei diesen Franchisen eine stabile und verlässliche Rendite erzielen, was mit einem positiven Zuwachs verdankt wurde. In Zukunft sehen wir eine positive Entwicklung auch in anderen Bereichen, wo sich die Renditen über die letzten 18 Monate überaus positiv entwickelt haben – zum Beispiel bei unserem regionalen Aktienangebot für Europa, Japan und die Schweiz.
In den letzten 24 Monaten haben sich verschiedene Banken vom Fondsgeschäft getrennt, namentlich auch ihre Muttergesellschaft die Credit Suisse oder Julius Bär. Clariden Leu hingegen hat einen solchen Schritt nicht vollzogen. Welche Bedeutung hat das Asset Management für die Bank?
Die Trennung vom Fondsgeschäft scheint im Moment noch kein eindeutiger Trend zu sein. Pictet, Vontobel und Lombard Odier, um nur ein paar wichtige Player aufzuzählen, halten daran fest.
«Die Trennung vom Fondsgeschäft scheint noch kein eindeutiger Trend zu sein»
Einerseits ist das Geschäft für eine Bank wirtschaftlich attraktiv, da es einen konstanten Einkommensstrom abliefert, und andererseits kann so die Bank auf hausinterne Anlagespezialisten und massgeschneiderte Kundenlösungen zählen. Gleichzeitig ist dies auch eine hohe Anforderung an unser Fondsgeschäft: Wir müssen täglich beweisen, dass wir im Vergleich zu Dritten einen Mehrwert für unsere Kunden generieren können.
Wie sieht diese Strategie fürs Fondgeschäft aus?
Es gibt in unserer Strategie zwei Eckpfeiler: Einerseits bauen wir auf unsere internen Stärken, welche nach einem «Multi-Boutique-Modell» organisiert sind. Andererseits kaufen wir uns das Know-how ein.
«Im Hause haben wir fünf Investment-Centers»
Im Hause selber haben wir fünf Investment-Centers, welche Fonds selber verwalten. Diese sind nach den Themen «Insurance Linked Investments», «Emerging Markets», «Themes & Sectors», «Core (Regional Equities und Fixed Income)» und «Alternative Investments» gegliedert. In diesen Boutiquen erarbeiten die Spezialisten die geeigneten Anlagephilosophien, -strategien und -prozesse. Der Vorteil ist, dass die Prozesse den vorgegebenen Themen und Anlageklassen angepasst werden und die Teamitglieder Spezialisten auf ihrem Fachgebiet sind.
Welche Kompetenzen weisen diese Spezialisten auf?
Unser Healthcare-Team wird beispielsweise von einer Biochemikerin unterstützt, die zuvor in der Forschung bei Pharmaunternehmen gearbeitet hat. Dadurch ist sie in der Lage, die Branche aus einem anderen Gesichtswinkel beurteilen als ein reiner Finanzanalyst.
«Mit externen Asset Managers ergänzen wir unser Know-how»
Zudem wird die Anlagetätigkeit der Boutiquen durch ein zentrales Risikomanagement kontrolliert und überprüft. Bei gewissen Themen ziehen wir Asset Managers wie Wellington, Olympia Capital, Polunin Capital, Eaton Vance, Sparx, GL Funds sowie Kraemer und Schwab bei. So ergänzen wir unser internes Know-how. Auf diese Expertise kann Clariden Leu bei der Beratung ihrer Kunden unkompliziert zugreifen.