In der dritten Säule haben digitale Vermögensverwalter bereits Fuss gefasst. Nun greifen sie in der beruflichen Vorsorge an.
Die Ansagen dürften nicht aufeinander abgestimmt sein, denn die digitalen Vermögensverwalter Viac und Descartes Finance sind Konkurrenten. Dennoch erfolgen sie synchron: Beide Unternehmen kündeten dieser Tage neue Angebote im Bereich der Freizügigkeitsleistungen an. Dies sind die Gelder, die in der beruflichen Vorsorge (zweite Säule) angespart werden und den Versicherern beim Austritt aus der Pensionskasse zur Verfügung stehen.
Descartes Finance hat bereits einen Dienst in der privaten Vorsorge (Säule 3a) lanciert. Viac hat sich auf diesen Bereich mit einer höchst erfolgreichen App spezialisiert. Die berufliche Vorsorge ist mit einem Volumen von weit über 800 Milliarden Franken der weitaus grössere Markt als die dritte Säule mit ihren geschätzt 120 Milliarden Franken an Vorsorgegeldern.
Gebühren unter Druck setzen
Wie bereits in der Säule 3a möchte Viac auch in der der Freizügigkeit die Preise unter Druck setzen. Mit durchschnittlichen Gebühren von lediglich 0,38 Prozent sei das Angebot nur rund ein Drittel so teuer wie jene der Zürcher Kantonalbank, der Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie Raiffeisen, der VZ Bank oder der Schwyzer Kantonalbank, so das Fintech. Descartes Finance bietet ab dem 8. Juni die neuen Freizügigkeitskonten im gleichen Rahmen an wie die 3a-Lösung.
Der Run der «Robos» aufs Zwangssparen kommt nicht von ungefähr: Der lange Horizont und die engen Beschränkungen für die Anlage eignen sich bestens für automatisierte und deshalb skalierbare Digitallösungen. Die Preisbrecher-Strategie könnte ihr übriges tun, um den Markt aufzumischen.
Pionier PSS
Die ersten Fintechs im Bereich der Freizügigkeitsgelder sind Viac und Descartes Finance allerdings nicht. Das St. Galler Fintech Plattform Säule Schweiz (PSS) ist Ende 2019 mit einer solchen Lösungen «live» gegangen: Wer sein Alterskapital aus der Pensionskasse abzieht, kann das Geld via PSS weiterhin nach den Rezepten diverser Pensionskassen investieren, hat aber die Kontrolle über die Summe.
Ebenfalls schon länger mit im Rennen ist die von früheren Reichmuth-Bankern gegründete Firma Finpension. Ende 2017 wurde deren Angebot um eine Freizügigkeits-Stiftung ergänzt, mittlerweile verwaltet das Startup mehr als 300 Millionen Franken. Eine 3a-Wertschriftenlösung in Form einer App soll noch in diesem Jahr dazu kommen, wie es heisst.