Banken haben dieser Tage angekündigt, Dutzende Stellen zu schaffen. Bleibt der Arbeitsmarkt im Swiss Banking etwa von den Folgen der Coronakrise verschont?
Wer eine Bank gründet, der braucht Personal. Aber gleich so viel? Die luxemburgische Gruppe Quintet kündete letzten Dienstag an, dass nach erfolgter Übernahme der Zürcher Bank am Bellevue der Mitarbeiterbestand in der Schweiz verdoppelt werden soll – der Newcomer sucht demnach bis Ende Jahr 40 weitere Private Banker.
Glaubt man dem CEO, läuft das wie auf Schienen: «Wir haben schon Teams, die nur auf den Abschluss des Kaufs der Bank am Bellevue gewartet haben, um nun zu uns zu stossen», sagte Emmanuel Fievet zu finews.ch.
Mit der grossen Kelle anrichten
Mit der grossen Kelle anrichten darf auch Christoph Baumann, der frisch gebackene Regionalleiter der Bank Valiant für Zürich. Er hat den Auftrag gefasst, hier in den nächsten vier Jahren sieben Standorte zu eröffnen und rund 50 Kundenberatende einzustellen – auch an diesen Plänen wird trotz Coronakrise nicht gerüttelt. Allerdings, sagt ein Sprecher, sei das Tempo bei der Eröffnung der geplanten Standorte in der Region Zürich wegen der Krise deutlich gedrosselt worden.
Solche Ansagen stimmen hoffnungsvoll. Wenn einzelne Institute derart gelassen nach vorne blicken, kann es um die Zukunft des Bankfachs nicht so rabenschwarz stehen. Zudem: Noch hat die Pandemie keine Finanzkrise nach sich gezogen – stattdessen wurden in der Schweiz die Banken ausgewählt, um die Notkredite des Bundes an leidende Firmen auszuhändigen. Sind die Ankündigungen von Quintet und Valiant also die sprichwörtlichen Schwalben, die den Frühling für die vom Lockdown geplagte Branche ankündigen?
Abbau ausgesetzt
Indes, wer sich im Swiss Banking umhört, stösst diesbezüglich auf Skepsis. Ob auf die Krise eine schnelle Erholung in der Form eines V folgt, oder doch eher eine lange, L-förmige Durststrecke – auf diese Äste wagen sich aktuell höchstens Ökonomen heraus. Die meisten Banken und ihre Personalabteilungen tun hingegen das, was in der ausserordentlichen Lage die Vorsicht gebietet: Sie bewegen sich nicht.
Am augenscheinlichsten wurde dies gleich zu Beginn der Krise bei den bereits angekündigten Abbau-Programmen. Diese wurden kurzerhand eingefroren, wie auch finews.ch berichtete. Die Branchenführerin UBS etwa setzte den Stellenausbau vorläufig aus, dasselbe tat die Auslandsbank BNP Paribas in der Schweiz, wo immerhin 250 Jobs auf der Kippe stehen. Dies seitens der Banken wohl nicht zuletzt, weil Entlassungen im derzeitigen «Lock down» von den Personalabteilung nur schwer abgewickelt werden können.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben. Arbeitnehmervertreter wie der Schweizerische Bankenpersonalverband (SBPV) befürchten deshalb, dass in der zweiten Jahreshälfte die Zahl der abgebauten Stellen infolge dieses Rückstaus deutlich zunehmen könnte. Zusätzliche Massnahmen erwartet die Vereinigung zudem bei Auslandsbanken und von Instituten, die bereits vor der Coronakrise schwächelten.
Aufseiten der Arbeitgeber sieht man hingegen keine erhöhte Volatilität bei den Stellen. «Wir sehen keinen Hinweis, dass sich die langfristigen Arbeitsmarkttrends im Banking nun abrupt verändern», heisst es beim Verband Arbeitgeber Banken. Es finde tendenziell ein leichter Abbau von Stellen statt, wobei allerdings gewisse Bereiche wie der Verkauf und die IT zulasten etwa des Backoffice ausgebaut werden. Zwischen Ende 2017 bis Ende 2019 nahmen die Vollzeitstellen im Banking auf diese Weise von 91’904 auf 90’660 ab.
Keine Eiszeit
Derweil wollen Headhunter bereits nicht mehr von einer «Eiszeit» im Stellenmarkt sprechen. «Die Krise sorgt für Chancen», sagt Chris Rowe, Partner beim Kadervermittler Leathwaite in Zürich. Im internationalen Private Banking würden Akteure die Verwerfungen nutzen, um in gewissen Marktgebieten aufzustocken. Hoch im Kurs seien Kundenberater mit Beziehungen nach Skandinavien, Osteuropa und Lateinamerika.
Als Knacknuss erwiesen sich – wenn schon – die Lockdown-Vorschriften, die in den Bewerbungsprozess hineinfunken.