Angesichts der Kursturbulenzen gehen diverse europäische Länder zu einem Verbot von Leerverkäufen über. Die Schweizer SIX sieht es anders.
Die Türen der europäischen Börsen schliessen – jedenfalls für Hedgefonds und Profispekulanten, die mit Leerverkäufen von geliehenen Aktien auf sinkende Kurse wetten. Weil sie damit den Crash zu beschleunigen drohen, schreiten nun diverse Aufsichtsbehörden zu Verboten. Nach Italien und Spanien sind jetzt auch in Frankreich und Belgien Leerverkäufe untersagt.
Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX sieht – wie auch die Konkurrentin Deutsche Börse – indes keinen Anlass für ein solches Verbot, wie es auf Anfrage heisst. Es seien Mechanismen vorhanden, die eine Beeinflussung des Marktes verunmöglichen würden. Während der Finanzkrise hatte ein Leerverkaufsverbot für Finanztitel bestanden, das dann 2009 wieder aufgehoben wurde.
UBS-Aktien abgeworfen?
Derweil sind Medienberichten zufolge solche Wetten in Gang: So hätten Ende 2019 mehr als ein Dutzend Hedgefonds Positionen in Aktien der Grossbank UBS aufgebaut, berichtete das Portal «Yahoo Finance». Diese Titel seien nun abgeworfen worden.
Verboten ist in der Schweiz nur das «Naked Short Selling» – also Leerverkäufe, die nicht durch eine Wertpapierleihe unterlegt sind. Auffällige Transaktionen werden durch quantitatives Screening seitens der SIX aufgespürt und untersucht. Marktmissbrauch liegt vor, wenn die Absicht besteht, den Markt zu beeinflussen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) geht ihrerseits Hinweisen auf manipulatives Verhalten nach.
Geöffnet in turbulenten Zeiten
Ruhig Blut bewahrt die SIX auch angesichts der Schliessung anderer Handelsplätze, so der philippinischen Börse. CEO Jos Dijsselhof betonte anlässlich der Bilanzkonferenz vom (gestrigen) Dienstag, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Schweizer Börse abzustellen.
Die SIX stelle sicher, dass gerade auch in schwierigen oder turbulenten Zeiten stets ein regelkonformer und einwandfrei funktionierender Markt zur Verfügung steht. «Dies», sagte der SIX-Chef, «ist zentral für das Funktionieren eines geordneten Wirtschaftssystems.»