Im Jahr 2015 trat Tidjane Thiam als grosse Zukunftshoffnung der Credit Suisse an. Die eskalierende Rivalität mit Private-Banking-Chef Iqbal Khan und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner führte nun zu seinem Sturz. Hier die Chronologie der wichtigsten Ereignisse.

Oktober 2015: Vom Buchprüfer zum Private-Banking-Chef

Es war ein Ritterschlag: Tidjane Thiam bezeichnete Iqbal Khan an der Pressekonferenz zur Präsentation der neuen Strategie der Credit Suisse (CS) als «Star». Zusammen mit Schweiz-Chef Thomas Gottstein und Asien-CEO Helman Sitohang sollte der so Gelobte künftig das Herzstück der Bank, das Wealth-Management, voranbringen. 

Ein Mauerblümchen war Khan auch vor seinem Aufstieg zum CEO der internationalen Vermögensverwaltung bei der CS nicht gewesen. Bis Thiam den damals 39-Jährigen in die Geschäftsleitung beförderte, war Khan CFO der damals noch weltweit organisierten Einheit.

Und auch schon davor fiel der aufstrebende Manager auf: Mit 31 wurde Khan der jüngste Partner aller Zeiten beim Schweizer Ableger des Wirtschaftsprüfers EY. In dieser Funktion machte er auch bereits Bekanntschaft mit der UBS, deren Bücher er als Prüfer absegnete.

 

2016 bis 2018: Tidjane Thiams Musterschüler

Während sich die Hoffnung auf rapides Wachstum in Asien in Luft auflösten und die Schweizer Einheit mit den Vorbereitungen auf einen – später abgesagten – Börsengang beschäftigt war, lieferte Khan. Ende 2018 gehörte sein Bereich zu denjenigen, die die Ziele in Thiams dreijährigem CS-Umbau erreicht hatten.

Besonders mit seinem Risikoappetit hob er sich von der UBS ab. Während Khan mit Darlehen an seine reichen Kunden für dicke Margen sorgte, blieb die Hauptkonkurrentin der CS konservativ und konnte dementsprechend nicht mithalten. 

 

16. August 2018: Europa-Chef Claudio de Sanctis überzählig

Vor dem Hintergrund von Khans Erfolgen schien eine zusätzliche Regionalisierung seines Bereichs nur eine Fussnote zu sein. Inzwischen gilt die Demontage von Europachef Claudio De Sanctis als Ursprung der Fehde zwischen Thiam und Khan. 

Thiam habe von Khan verlangt, «schmutziges Material» gegen den erfolgreichen Manager zu sammeln und Khan damit in einen Konflikt gebracht. Der CS-CEO bestreitet diese Darstellung allerdings vehement.