Ein hochrangiger Manager der Credit Suisse in Indien hat die Bank sowie einige Top-Führungskräfte wegen Versagens in der Governance verklagt. Wie finews.ch erfahren hat, ist dies bloss die Spitze des Eisbergs.
Der Credit Suisse (CS) droht in Indien eine Sammelklage ehemaliger Mitarbeiter. Bereits eingegangen ist die Klage des ehemaligen Chefs der CS in Pune, Ranjit Anand. Dort führt die Schweizer Grossbank ein riesiges Technologie- und Operations-Zentrum.
In der vom High Court in Bombay angenommenen Klage wirft Anand der CS Betrug, Belästigung und Ausbeutung vor. Zudem sei er missbräuchlich entlassen worden, war weiter zu erfahren. Die Klage richtet sich gegen die CS sowie gegen sechs ihrer Top-Manager, wovon einer der direkte Vorgesetzte Anands war. Dessen Name ist der Redaktion bekannt.
Anand arbeitete über zehn Jahre für die CS und war verantwortlich für das Service-Zentrum in Pune sowie für die mehr als 12'000 IT-Angestellten und -Vertragsarbeiter in Indien. Anand bestätigte die Klage gegenüber finews.ch in einer Email. Die CS habe ihn drangsaliert und ausgenützt, nachdem er lange für sie tätig gewesen sei, gab er zu Protokoll.
Weitere Klagen in Vorbereitung
Anand reichte die Klage zur Zulassung ein, bevor der Beschattungsskandal um Iqbal Khan, dem früheren Wealth-Management-Chef der CS, Ende vergangenen September losbrach. Im indischen Justizsystem werden solche Zivilklagen in Form einer sogenannten «Criminal Writ Petition» eingereicht und zeigen ein kriminelles Verhalten der eingeklagten Organisation an, in diesem Falle die CS.
Erst wenn das Gericht diese zulässt sind, werden sie öffentlich. Im Fall von Anand ist geschah dies kürzlich. Seine Klage am High Court in Bombay scheint nur die Spitze eines Eisbergs zu sein. Anand sagte, es seien weitere Klagen von Mitarbeitern in Vorbereitung.
Sammelklage geplant
finews.ch hat Kenntnis von einem früheren jahrelangen CS-Contractor, der auf die Zulassung seiner eingereichten «Criminal Writ Petition» wartet. Wie er gegenüber finews.ch erklärte, wirft er der CS Korruption, Betrug und Verletzungen der Privatsphäre vor. Eine Reihe hochrangiger CS-Mitarbeiter in Indien sei entlassen worden, nachdem sie die schlechte Governance der CS in Indien zur Diskussion gebracht hätten. Geplant sei, die Vorwürfe in einer Sammelklage vor Gericht zu bringen.
Ein CS-Sprecher sagte, die Vorwürfe Anands seien falsch. Die CS weise diese gänzlich zurück. Sie werde sich und die genannten Top-Manager gegen die Vorwürfe der Klagenden mit allen Mitteln verteidigen.