Als COO der UBS-Investmentbank will Beatriz Martin die IT-Infrastruktur zum Schwitzen bringen, wie sie sagt. Teil dieses Plans ist, Big-Data-Dienstleistungen und ein Instrument aus dem Währungshandel an Drittparteien zu verkaufen, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.
Für die Investmentbank der UBS war das dritte Quartal 2019 schwierig. Der Ertrag fiel fast 10 Prozent auf 1,75 Milliarden Dollar, und die Bank gab für jeden eingenommenen Dollar mehr als 90 Cent in Kosten wieder aus.
Für die Division unter der Leitung von Piero Novelli und Rob Karofsky war es nur der letzte Tiefpunkt in einer Entwicklung, in der sich das Umfeld für die gesamte Branche fortwährend zu verschlechtern scheint. Entsprechend suchen sich die Investmentbanken neue Einnahmequellen: Ein prominentes Beispiel ist die Chat-Plattform Symphony, welche dem Bloomberg-Chat Konkurrenz machen soll und von der US-Investmentbank Goldman Sachs mitfinanziert wird.
Big Data und Handels-Algorithmus
Die UBS setzt derweil auf zwei Eigengewächse: ihr sogenanntes Evidence Lab, wo eine Gruppe Wissenschaftler riesige Datenmengen durchforstet, und Orca, ein Handels-Algorithmus für Währungen, der seit kurzem auch für den Handel mit Staatsanleihen eingesetzt wird, wie mit der Sache vertraute Personen gegenüber finews.ch sagten.
«Wir glauben, dass wir in einigen Fällen unsere eigenen Assets auch extern einsetzen könnten», sagte Beatriz Martin, Chief Operating Officer (COO) der UBS-Investmentbank, kürzlich bei einem Medienanlass in Zürich. «Ich glaube, der Weg dahin ist nicht mehr weit. Tatsächlich gehört das zu unseren Zukunftsplänen für den digitalen Umbau der Investmentbank.»
Auf Einzelheiten wollte Martin allerdings noch nicht eingehen. Die Idee, die eigene Infrastruktur «zum Schwitzen zu bringen», ist Teil einer Initiative der Bank, welche in den letzten sechs Monaten hundert Entwickler, Tech-Experten und Kundenberater zusammenbringen sollte.
Neugierige Kunden
Die Kunden der Bank interessieren vor allem Fragen rund um die Schnittstellen, die Latenz, Cloud-Anwendungen und Datenarchitektur. Das sind alles Themen, an welchen die Bank schon seit längerem grosses Interesse zeigt.
«Die Kunden sind auch extrem daran interessiert, was wir im IT-Bereich machen. Und sie wollen mit den IT-Leuten reden, um unsere Überlegungen dahinter besser verstehen zu können», sagte Martin.
Die Idee, der eigenen Technologie mehr aufzubürden und mit den teuren IT-Abteilungen Erträge zu generieren, ist nicht neu – die UBS hinkt in diesem Bereich allerdings einigen Rivalen der Wall Street hinterher. Zu den breit gestreuten Technologie-Initiativen der Bank gehört zum Beispiel auch ein Entwicklungs-Labor, welches an der Tokenisierung von physischem Gold, Darlehen und Strukturierten Produkten arbeitet, wie finews.ch letzten Monat berichtete.
Nachfrage von Hedgefonds
Martin, eine der prominentesten Frauen bei der UBS, war eine enge Mitarbeiterin des früheren Investmentbank-Chefs Andrea Orcel. Nach seinem Abgang vor einem Jahr erkämpfte sie sich den Titel als Chefin der britischen Rechtseinheit, zusätzlich zu ihrem Job als operative Chefin der Division.
Die Kunden der UBS, namentlich Hedgefonds, wollen reibungsloseren, schnelleren Service – darunter vollautomatisierte Abwicklung, so genanntes straight-through processing. «Der Fokus der grossen Kunden liegt auf sehr anspruchsvollen Dingen», wie Martin es beschreibt.
Viele Änderungen
Seitdem die UBS ihren Tech-Hub aus der Taufe gehoben hat, hat die Bank etwa 60 verschiedene Änderungen ausgerollt und plant bis Ende des Jahres noch weitere. Auch wenn die Produkte der Bank hohen Ansprüchen genügen, erfüllen sie oft die Anforderungen der Kunden noch nicht vollständig.
«Wenn man den Lebenszyklus verschiedener Produkte nicht separat abwickeln kann, ist das für die Kunden möglicherweise so mühsam, dass sie diese Dienstleistungen nicht mehr von uns beziehen wollen», sagte Martin. «Für die Kunden verursacht das Kosten. Es gibt für uns also noch zu tun.»