Dies ist im Schweizer Retailbanking, das über ein enorm dichtes Netz an Filialen von kleinen privaten Akteuren, Staats-, Genossenschafts- und Grossbanken verfügt, wohl der Hauptgrund für die zögerlichen Vorstösse. Aber wohl noch gefährlicher ist die Variante, N26 & Co. so viel Zeit zu lassen, bis sie die Fintech-Konkurrenten in die Schnittstelle zwischen Bank und Lohnzahlung gedrängt haben.

Dies gilt gemeinhin als die Horrorvision der etablierten Schweizer Player. Jedoch gibt es auch Lichtblicke. Die Beratungsfirma Oliver Wyman hat unlängst 5'000 Personen in diversen europäischen Ländern zu Neobanken befragt. Ein wichtiger Befund: 66 Prozent der Befragten würden lieber etablierte Banken berücksichtigen, wenn diese ein Digitalangebot lancierten – wenn.

Was macht der Branchenprimus?

Umso grösser ist die Spannung, wie die Marktführerin UBS auf die Steilvorlage der Erzrivalin CS reagiert. Über lange Jahre bildete die grösste Schweizer Bank auch die Avantgarde in der Digitalisierung des hiesigen Finanzplatzes. Seit 2010 hat die UBS den Begriff des «multichannel banking» geprägt und war die Triebkraft nationaler Initiativen, darunter die helvetische Bezahl-App Twint und die digitale Identität Swiss ID.

Ohne die UBS wäre der Digitaltag, den die Schweizer Wirtschaft und Politik am Dienstag wieder begehen, ebenfalls nur schwer vorstellbar.

Schneller Galopp

Doch bei der UBS, die noch Bezahl-Apps wie Apple Pay oder Samsung Pay mit Twint zu kontern suchte, ist punkto einer Digitalbank bislang nichts nach draussen gedrungen. Stattdessen beruft man sich auf bestehende Angebote. Die Grossbank verfügt über das Online-Banking mit dem hierzulande grössten Volumen und findet mit ihrem Mobile-Banking einigen Zuspruch.

Reicht das, um die Einhörner von den eigenen fetten Weiden fernzuhalten? Die Geschwindigkeit, mit der diese Tausende Neukunden gewinnen, lässt das als nicht mehr so sicher erscheinen. Diesen Sommer kündigte N26 den Markteintritt in den USA an. Wer weiss, wo die Deutschen stehen, wenn das Direct Banking der CS im ersten Semester 2020 das neue Angebot präsentiert.