Die Investmentbank der Credit Suisse hat einen neuen Leiter fürs Geschäft im Nahen Osten ernannt, wie finews.ch erfahren hat. Dieser hat bei Goldman Sachs exzellente Verbindungen zu saudischen Staatskonzernen geknüpft – aber tauchte auch am Rande eines Skandals auf.
Hazem Shawki wird kommenden Oktober zur Credit Suisse (CS) in Dubai stossen. Er wird von dort aus die Leitung des Investmentbanking- und Kapitalmarkt-Geschäfts (IBCM) in Nahost, der Türkei und Afrika übernehmen. Dies ist einem Schreiben an die Mitarbeitenden der CS-Sparte zu entnehmen, das finews.ch vorliegt.
Wie es weiter heisst, soll der neue Mann in der so genannten Meta-Region nicht nur das Investmentbanking vorantreiben, sondern auch die Zusammenarbeit mit der internationalen Vermögensverwaltung (IWM) vertiefen. Dies, um die Superreichen Kunden der Region besser bedienen zu können. Bekanntlich zielt die CS als selbsternannte «Unternehmerbank» darauf ab, sowohl die Firmen reicher Entrepreneure wie auch deren Vermögen zu betreuen.
Saudisches Dilemma
Shawki hat zudem eine weitere, spezielle Aufgabe gefasst: Er soll das Geschäft in Saudi-Arabien ausbauen, wo die CS seit vergangenem April über eine Banklizenz verfügt. Das Königreich am Golf verspricht wegen seiner Petromilliarden, der Öffnung seines Finanzmarkts und aufgrund gewaltiger Privatisierungsvorhaben viel Potenzial für westliche Banken. Wegen der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi und des Kriegs im Jemen setzen jene Institute im Wüstenstaat aber auch ihren Guten Ruf aufs Spiel.
Das hat CS-Chef Tidjane Thiam schon ins Dilemma geführt: Auf der Höhe des Kashoggi-Skandals sagte er vergangenen Oktober seinen Besuch an einer prominenten Investorenkonferenz in Saudi-Arabien ab.
Im 1MDB-Skandal genannt
Der neue Mann der CS bringt nun exzellente Beziehungen zu saudischen Grosskonzernen mit. Shawki war mit Unterbrüchen 17 Jahre lang für die US-Investmentbank Goldman Sachs tätig. Zuletzt war er dort als Leiter des Nahost-Geschäfts tätig und betreute dem Memo zufolge zahlreiche grosse Deals in Nahost, zumal im Energiebereich.
Das daraus resultierende Netzwerk ist in seinem Metier Gold wert. Allerdings kann es zur Hypothek werden, wie sich im Fall Shawkis auch schon zeigte. So taucht sein Namen im Enthüllungsbuch «Billion Dollar Whale» über den 1MDB-Skandal auf. Dort wird behauptet, dass Shawki als leitender Goldman-Banker in der Region Jho Low ermöglicht habe, innert kurzer Zeit Millionengewinne einzufahren.
Low gilt als mutmasslicher Drahtzieher im Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB. Im der Finanzaffäre war der Nahe Osten eine wichtige Drehscheibe und Goldman Sachs in heikle Deals verwickelt. Dies führte unter anderem dazu, dass Malaysia die US-Bank auf mehr als 2,7 Millionen Dollar verklagte und darüber hinaus 600 Millionen Dollar an Rückerstattungen fordert.
Vertrauensmann des königlichen Staatsfonds
Von alledem ist im Memo der CS nicht die Rede. Hingegen wird darauf hingewiesen, dass der «Regenmacher» im vergangenen März mithalf, einen 69-Milliarden-Dollar-Deal in trockene Tücher zu bringen. Damals übernahm die staatliche Ölfirma Saudi Aramco die Mehrheit am ebenfalls saudischen Chemiekonzern Sabic. Letzteres Unternehmen ist in der Schweiz als Grossaktionär der Baselbieter Clariant bekannt. Shawki beriet damals den staatlichen Investmentfonds PIF, welche den Sabic-Anteil verkaufen wollte.
Die guten Kenntnisse saudischer Staatsfirmen dürfte nun auch der neuen Arbeitgeberin CS einiges wert sein. Denn auf den grössten Privatisierungsdeal dort wartet die Finanzgemeinde noch immer: auf den 2'000-Milliarden-Dollar-schweren Börsengang (IPO) des Ölriesen Aramco. Geht es nach dem saudischen Kronprinzen «MBS» Mohammed Bin Salman, dann soll der IPO im nächsten Jahr zustande kommen.
Schon jetzt pilgern dazu Investmentbanker aus aller Welt in den glutheissen Wüstenstaat – spätestens mit dem Antritt Shawkis im Oktober dürfte auch die CS bereit sein, beim grössten Börsengang aller Zeiten mitzutun.