Der Aderlass bei der Privatbank Julius Bär zugunsten von Pictet geht weiter. Nun ist ein Brasilien-Spezialist samt Team zur Genfer Konkurrentin gewechselt, wie diese gegenüber finews.ch bestätigt.

Marc Braendlin übernimmt den Lateinamerika-Desk der Privatbank Pictet in Zürich. Er wird seine Arbeit im Oktober aufnehmen und von einem Team von weiteren Julius-Bär-Bankern und früheren Angestellten der brasilanischen Itaú Private Bank sekundiert werden. «Diese Anstellungen bekräftigen unsere Absicht, das Geschäft in Lateinamerika weiter zu stärken», kommentierte Pictet gegenüber finews.ch.

Braendlin war bis anhin für das wichtige Brasilien-Geschäft von Julius Bär zuständig und amtierte zudem als Vizechef der Privatbank in Lateinamerika. Mit ihm wechseln insgesamt zehn Bär-Banker zu Pictet, davon sieben Kundenberater, wie die Agentur «Bloomberg» ihrerseits berichtete. Die Neuzugänge werden beim neuen Arbeitgeber an Lateinamerika-Chef Alberto Valenzuela berichten, wie Pictet sagte. 

Einladung an Zürcher Talente

Mit dem neuen Team bearbeiten die Genfer den Markt nun von drei Stützpunkten aus: Genf, Nassau und nun Zürich. Der Ausbau soll auch dank Braendlin weitergehen. «Marc wird die Abdeckung von Lateinamerika in Zürich weiter ausbauen, wo ein grosser Talentpool vorhanden ist», so Pictet weiter. Das darf ruhig als Einladung an weitere Latam-Banker bei der Konkurrenz verstanden werden.

Wie finews.ch recherchierte, hat Pictet schon länger bei Lateinamerika-Bankern von Julius Bär sondiert. Marktchefin Beatriz Sanchez unterzieht die Einheit derzeit einer Überprüfung, die zu Abgängen diverser Kundenberater führte; hinzu kommen Negativ-Schlagzeilen rund um diverse Korruptionsskandale in Südamerika, was ebenfalls das Alltagsgeschäft für die Kundenberater nicht einfacher machen dürfte.

Beste Kontakte

Seit dem Antritt von Ex-Julius-Bär-Chef Boris Collardi, der nun bei Pictet als Partner fürs Wachstum in der Schweiz und Italien zuständig ist, verfügen die Genfer über beste Kontakte zur Bär-Mannschaft.

Ende 2018 landete Pictet einen ersten Coup, als die Privatbank ein Team von acht Senior-Kundenberatern für die Region Naher Osten anwerben konnte. Unter ihnen befand sich Daniel Savary, der bei Julius Bär die letzten sechs Jahre Chef für diese Region gewesen war.