Erneut kursieren Verkaufsgerüchte um die angeschlagene Falcon Private Bank. Die Besitzer aus dem Nahen Osten wollten einen Schlussstrich unter den 1MDB-Skandal ziehen, heisst es.
Die Falcon Private Bank hat in den vergangenen Monaten wieder Fahrt aufgenommen: Wichtige Posten im Management wurden neu besetzt, im vergangenen Herbst wurde eine neue Strategie definiert und weitere Sparmassnahmen sind auf dem Weg.
Dafür hat Falcon-CEO Martin Keller grünes Licht aus Abu Dhabi erhalten, wie finews.ch Ende 2018 bereits berichtete. Der Besitzer der Zürcher Privatbank, die staatliche Investmentgesellschaft Mubadala, habe seine finanzielle Unterstützung zugesagt und wolle auch strategische Hilfe bieten, beispielsweise bei der Vermittlung von Kunden oder beim Angebot von Co-Investment-Deals.
Immer noch der 1MDB-Fall
Doch am Dienstag berichtete die Nachrichtenagentur «Bloomberg», Mubadala wälze erneut Verkaufspläne für Falcon. Der Grund sei der 1MDB-Skandal. Der Aktionär in Abu Dhabi wolle sich vom Geldwäschereifall vollständig distanzieren.
Die Falcon Private Bank stand im Mittelpunkt des Korruptions-Skandals um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, der das Institut die Banklizenz in Singapur kostete und strenge Auflagen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) nach sich zog. Von Mubadala gestellte Verwaltungsräte, Khadem Al-Qubaisi und Mohamed Badawy Al Husseiny, hatten die Bank für Transaktionen in Milliardenhöhe von mutmasslich abgezweigten Geldern aus dem Fonds missbraucht.
Bieterverfahren eingeleitet
Beide waren auch für staatliche Gesellschaften in Abu Dhabi tätig gewesen. Al-Qubaisi sitzt derzeit in Abu Dhabi im Gefängnis. «Bloomberg» schreibt weiter, Mubadala habe ein Bieterverfahren für Kundengelder in der Höhe von 5 Milliarden Franken eingeleitet. Im vergangenen Jahr seien bereits einmal Verkaufsgespräche gescheitert. Falcon verwaltete im Jahr 2018 nach massiven Geldabflüssen noch rund 10 Milliarden Franken an Kundengeldern.
Auf Anfrage von finews.ch sagte ein Falcon-Sprecher, Spekulationen würden nicht kommentiert. Die Bank setze ihre Strategie um. Auch Mubadala kommentierte den Bericht nicht. Die Investmentgesellschaft von Abu Dhabi schlägt sich jedoch immer noch mit dem 1MDB-Fall herum.
Mehrere Kehrtwenden
So kappte Mubadals kürzlich die laufenden Geschäftsbeziehungen mit Goldman Sachs. Die US-Investmentbank steht derzeit wegen ihrer für 1MDB getätigten Emission von Anleihen auch von US-Behörden massiv unter Druck. Mubadala hatte dabei Geld verloren und gegen Goldman Sachs im vergangenen November Klage eingereicht.
Wenn Mubadala nun doch einen Verkauf von Falcon anstrebt, wäre dies eine erneute Kehrtwende in einer in den vergangenen drei Jahren schwierigen Beziehung. So war Falcon nach dem Platzen des 1MDB-Skandals von Abu Dhabi mit frischem Kapital ausgestattet worden. Ausserdem erneuerte Mubadala den Falcon-Verwaltungsrat (VR) komplett neu.
Einen Ruf zu verlieren
Auf Eduardo Leemann als CEO folgte Walter Berchtold und im Herbst 2017 dann Martin Keller, der einen Stellenabbau einleitete. Im Frühling 2018 machten Verkaufsgerüchte die Runde, die auch in der Schweiz und in Liechtenstein tätige Luxemburger Privatbank Havilland habe gar eine Due Diligence durchgeführt.
Doch im Verlauf des Sommers 2018 gelang es dem Falcon-VR, den Rückhalt der Eigner im Nahen Osten zu sichern. Im Falcon-Umfeld hiess es, ein Verkauf käme auch deshalb nicht in Frage, weil Mubadala den Ruf eines langfristig orientierten Investors und Aktionärs zu verlieren habe.
Noch nicht verdaut
Die Falcon Private Bank selber ist bezüglich der Geldwäscherei-Vergehen bei der Finma praktisch aus dem Schneider. Ab kommendem zweiten Quartal darf Falcon auch wieder sogenannte PEP (politisch exponierte Personen) als Kunden anzunehmen. Das Vorgehen Mubadals gegenüber dem Stammkunden Goldman Sachs zeigt allerdings, dass im Nahen Osten der 1MDB-Skandal noch nicht verdaut ist.