Bitcoin & Co erfreuen sich bei den als konservativ bekannten Schweizern erstaunlicher Beliebtheit, besagt eine neue Studie. Das sollte dem Finanz-Establishment schwer zu denken geben.
Der Befund sollte aufrütteln. Wie der Online-Vergleichsdienst Moneyland bei 1'500 Umfrageteilnehmenden zwischen 18 und 74 Jahren in der Deutsch- und Westschweiz ermittelte, fährt die hiesige Anlegerschaft regelrecht auf digitalen Coins und Token ab.
Zwar haben traditionelle Wertschriften wie Aktien und Anleihen sowie Anlagefonds in Sachen Beliebtheit die Nase vorn; immerhin 15 Prozent der Befragten – also fast jede sechste Person – hat aber schon einmal Bitcoin gekauft. Damit ist die weltweit bekannteste Kryptowährung beliebter als die Indexfonds (ETF), welche in der Vermögensverwaltung als Boom-Produkte par excellence gelten.
Widerlegte Bankchefs
Moneyland hat in der repräsentativen Studie noch mehr herausgefunden. Fast jeder zehnte Befragte handelte auch schon mal andere digitale Token oder Coins – unter den 18- bis 25-Jährigen steigt dieser Wert auf 15 Prozent. Je älter die Befragten allerdings sind, desto argwöhnischer betrachten sie Kryptoinvestments und desto eher neigen sie zu traditionellen Papieren.
Das sollte den etablierten Banken und Vermögensverwaltern, die Bitcoin & Co gerne als Mauerblümchen-Anlagen oder gar als Schwindel kritisieren, gleich in mehrfacher Hinsicht zu denken geben.
Ungeachtet der tatsächlichen Werthaltigkeit von Token und Coins sind diese bei der Kundschaft erstaunlich beliebt – und dies gerade bei den jüngeren Generationen, bei denen die Banken sowieso Gefahr laufen, von Internet- und Fintech-Konkurrenten ersetzt zu werden. Wenn Bankchefs behaupten, die Kunden wollten kein «Krypto», dann sind sie hiermit widerlegt.
An der künftigen Kundschaft vorbei produziert
Wie die Umfrage ausserdem zeigte, sind die Schweizer als Volk keine Trader. Nur jeder Fünfte hat jemals selber Wertschriften gehandelt. Männer unternehmen dies eher als Frauen, Vermögende eher als Einkommensschwache. Daytrader, die täglich Devisen oder Derivate kaufen und verkaufen, sind hierzulande nur selten anzutreffen.
Vom Interesse an Wertschriften und am regen Wechsel von Positionen hängt jedoch der Verdienst der hiesigen Vermögensverwalter ganz wesentlich ab. Wenn sie jetzt an der junge Klientel vorbei produzieren, wird das Potenzial an lukrativer Kundschaft künftig noch schmaler, als es schon ist.