Der CEO der Schweizer Grossbank UBS über China, was er von der Regierung in Bern erwartet, und über seine eigenen politischen Ambitionen.
Die Frage, ob er denn nicht selber in die Politik möchte, beantwortet UBS-CEO Sergio Ermotti mit einem Lachen. Er sei auch schon fast sechzig Jahre alt. Und doch sieht er Handlungsbedarf, wie er im Gespräch mit der «Handelszeitung» und mit Unternehmer Peter Spuhler festhält: «Das Engagement erfolgreicher und erprobter Unternehmer wäre enorm wichtig.»
Denn die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sinke im internationalen Vergleich, und im Ease of Doing Business Index der Weltbank, ein Index zur Unternehmensregulation, schliesse die Schweiz inzwischen hinter Georgien, Mazedonien oder Malaysia. Und schliesslich: «Die Zahl der Neuansiedlungen von Firmen in der Schweiz hat sich seit 2008 fast halbiert», so Ermotti. Alle diese Trends müssten eine rote Warnlampe aktivieren.
Glaubwürdigkeit schützen
Nicht nur der politische Ist-Zustand bereitet Ermotti Bauchschmerzen, sondern auch die Zukunft. So kämen immer wieder Volksinitiativen an die Urne, die dem Schweizer Wirtschaftsstandort schaden würden, wie zum Beispiel die «Begrenzungsinitiative» der SVP, die die Personenfreizügigkeit kündigen will, oder die «Konzerninitiative» von links, die multinationale Konzerne haftbar machen will für Menschenrechtsverletzungen und Umweltsünden, die diese im Ausland begehen.
Einige dieser Initiativen würden dem Image unseres Landes schaden, so Ermotti: «Die Schweiz muss aufpassen, dass sie ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzt.» Die Initiative sei ein wichtiges Rechtsmittel für das Volk. Jedoch: «Man sollte es aber nicht missbrauchen.»
Grosses Potential in China
Optimistischer zeigt sich Ermotti beim Thema China. Die UBS ging dort an Joint Venture ein und wollte vor ein paar Monaten ihre Beteiligung von 25 auf 51 Prozent erhöhen. Und das hat laut Ermotti funktioniert: «Gerade letzte Woche wurde bekannt, dass wir unseren Anteil auf 51 Prozent erhöhen können.» In China seien einerseits viele Vermögen enorm gewachsen, aber auch mehr Menschen vermögend geworden.
Das stimmt die UBS positiv: «Wir sehen für uns in der Zukunft grosse Möglichkeiten, weil die Vermögen weiter steigen und die Kapitalmärkte noch nicht voll entwickelt sind», so Ermotti. Und weiter: «Dann wird sich die Diversifikation, also wie und wo Geld investiert wird, stark verändern.»
Handel mit den USA stärken
Auch die USA betrachtet er als interessanten Geschäftspartner. So sei ein etwaiges Freihandelsabkommen mit Amerika zu begrüssen: «Wir sind dafür, weil unsere Kundinnen und Kunden davon profitieren. Umgekehrt wäre es ganz schlecht, wenn die EU ein Handelsabkommen abschliessen würde und wir nicht.»
Es sei im Interesse der UBS, dass die Firmen in der Schweiz florieren und sich weiterentwickeln. Ermotti: «Da kann ein Freihandelsabkommen mit den USA nur helfen.»