Als Direktor Bern der UBS hat Adrian Verdun mit steigenden Risiken, dem Anlagenotstand und weniger Kundenbesuchen zu kämpfen. Wie er damit umgeht, erklärt er im Interview mit finews.ch.

Herr Verdun, welche Themen treiben sie derzeit am meisten um?

Viele Themen in meiner Region sind vergleichbar mit denen meiner Kollegen in der ganzen Schweiz. In erster Linie wollen wir den Überhang auf der rechten Seite der Bilanz reduzieren, indem wir Unternehmen Kredite ermöglichen, indem wir Kunden Wohnträume erfüllen helfen oder indem wir ihnen über unsere Anlagelösungen zu besserer Rendite auf ihrem Spar- und Vorsorgekapital verhelfen.

Nun agiert UBS bei der Kreditvergabe zurückhaltender als manche.

Wir wollen wachsen. Das bedeutet aber nicht, bei jedem Geschäft mitzumachen. Wir glauben diesbezüglich zielführende Risikoparameter eingestellt zu haben und gedenken, diese nicht zu ändern.

«Zunehmender Druck auf Altbauten»

Wo liegen denn die Risiken?

Die Leerstände in der Schweiz sowohl bei Mietwohnungen als auch bei Wohneigentum sind das fünfte Jahr in Folge angestiegen. So auch im Kanton Bern, im Vergleich zum Vorjahr aber nur sehr marginal und mit grossen geographischen Unterschieden. Insbesondere bei den Mietwohnungen, dem sogenannten «Income Producing Real Estate», liegt die Leerstandsquote durch die in jüngster Vergangenheit geschaffenen Überkapazitäten noch höher, was zu sinkenden Angebotsmieten führt und den Druck zunehmend auf die Altbauten verlagert.

Wo sehen sie das am stärksten?

In der Region Bern sehen wir unter anderem bedeutende Leerstände im Oberaargau. Eigentlich ist es ein kantonsgrenzenübergreifendes Gebiet von Herzogenbuchsee – Langenthal über Olten bis Aarau-Lenzburg. Dort gilt es für uns noch exakter hinzuschauen, welche Bauvorhaben wir mit Finanzierungen unterstützen und welche nicht.

«Viele Kunden haben sich ansehnliche Renditen entgehen lassen»

Wie konnte dieses Überangebot entstehen?

Die Hauptursache sehe ich im Anlagenotstand der Investoren, vor allem der Institutionellen. Aufgrund ihrer Reglemente sind die meisten Pensionskassen verpflichtet, in unterschiedliche Risikoklassen zu investieren. Da die Rendite im Bereich der Obligationen seit mehreren Jahren gegen Null tendiert, wurden die Investitionen in Renditeliegenschaften massiv erhöht. Im Gegensatz zu kleineren oder privaten Investoren dürften Pensionskassen Leerstände und daraus resultierende Mietausfälle aber eher kompensieren können.

UBS hat selbst Mühe, ansprechende Erträge zu generieren. Gibt es überhaupt genug attraktive Kreditnehmer?

Ja, die gibt es selbstverständlich, wenn auch Privat- und Firmenkunden mit entsprechender Bonität von allen Banken stark umworben sind. Dies wiederum ist natürlich nicht negativ für den Kunden. Wenn ich beispielsweise sehe wie viele Kunden sich in den letzten Jahren ansehnliche Renditen auf ihrem Vorsorge- oder generell auf Kapital haben entgehen lassen, weil sie nicht investiert waren, haben wir und unsere Kunden noch viel Potenzial. Oder ich sehe für uns auch grosses Potenzial den in Vergangenheit verlorenen Marktanteil bei mittelständischen Firmenkunden wieder zurück zu «erobern».

«Jedes Unternehmen soll tun, was es für richtig hält»

 Auf den Boom folgt der Kater. Wie sichert sich die UBS ab?

Wie bereits erwähnt sind wir überzeugt, diesbezüglich die richtigen Risikoparameter eingestellt zu haben. So kommen beispielsweise im Privatkundenbereich viele Finanzierungen nicht zu Stande, weil wir das Objekt der Begierde nicht so hoch belehnen wollen wie der Kunde es möchte oder die Tragbarkeit nach unseren Kriterien nicht gegeben ist. Trotzdem finden diese Kunden meistens ein Institut, welches ihr Vorhaben finanziert.

Was halten sie davon?