Die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs tritt auch als Nachbarin überaus fordernd auf. Das bekommen gerade Anrainer in London zu spüren.
Goldman Sachs bezieht ihr neues Londoner Hauptquartier zwar erst nächstes Jahr. Doch schon jetzt sind die nachbarschaflichen Beziehungen im Umfeld des Hochhauses Plumtree Court im Stadtteil Farringdon angespannt. Wie nämlich das britische Branchenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hatte die US-Investmentbank bei ihren künftigen Nachbarn einen ganzen Forderungskatalog eingereicht.
Keine Bars, keine Balkone
Sinnigerweise ist das Gebäude vis-à-vis dem Haupteingang der Goldman-Sachs-Büros noch gar nicht gebaut. Umso mehr wollte das Geldhaus Einfluss auf die Entwickler nehmen, damit der Bau nach dem Gusto der Goldmänner gestaltet wird. Das alles bemängelte die Investmentbank:
- Die Entwickler sollen vorsichtig sein, keine zusätzlichen Restaurants und Bars einzumieten. Davon gebe es in der Nachbarschaft ja schon mehr als genug, so das Institut.
- Goldman Sachs behagen die geplanten Balkone am gegenüberliegenden Gebäude nicht, weil von dort aus die Büros der Bank direkt einsehbar wären.
- Keine Freude hat das Geldhaus auch an den geplanten Kühltürmen für die Ventilation. Der Dampf nehme einem die Sicht und könne mit einem Brand verwechselt werden.
- Sorgen macht Goldman Sachs schliesslich die Baustelle, deren schwere Fahrzeuge die Sicherheit der Bankangestellten gefährden könnten.
Willkommen in der Goldman-Allee
Wie berichtet wurde, zeigten sich die Entwickler bereits willfährig – sind waren etwa bereit, die Einfahrt zur Grossbaustelle vom Haupteingang der Bank nebenan weg zu verschieben.
Goldman Sachs erlangt damit auch in London die nachbarschaftliche Kontrolle, die sie schon anderswo gewonnen hat. In New York erwarb die Investmentbank Liegenschaften in der unmittelbaren Nachbarschaft und sorgte dafür, dass nur genehme Restaurants und Gewerbe dort einzogen. Die Nachbarschaft wird deshalb schon scherzhaft «Goldman Alley» genannt.