Er hat Kunden mutmasslich um mehrere Millionen Franken betrogen und den gleichen Trick bei Berenberg und anderen Instituten angewandt. Für Berenberg ist der Fall in mancher Hinsicht peinlich.
Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrug und Urkundenfälschung gegen ihn. Angezeigt haben den schwedischen Private Banker mit Adelsgeschlecht seine früheren Arbeitgeber Berenberg Schweiz sowie Aldrin Wealth Management in Genf, wie finews.ch berichtete.
Weitere Recherchen von finews.ch zeigen nun, wie der Kundenberater sein Betrugsschema aufzog und dies zuerst bei EFG International, dann bei Berenberg Schweiz und schliesslich bei Aldrin Wealth Management anwandte. Seine Kunden wechselten teilweise mit ihm mit – um weiterhin von ihm betrogen zu werden.
Bei Berenberg hiess er Eddie
finews.ch hat Kenntnis von mindestens drei um mehrere Millionen Euro betrogene schwedische Kunden – doch dürften es einige mehr sein. Ihre Chancen, das Geld wiederzusehen und von den Vermögensverwaltern entschädigt zu werden, sind gering.
Das liegt am Betrugsschema, welches der adlige Private Banker mit Hilfe von Freunden in Schweden aufgezogen hat. «Eddie», wie er innerhalb von Berenberg beinahe schon liebevoll genannt wurde, nutzte von schwedischen Komplizen gegründete Zweckgesellschaften, um deren Aktien und Anleihen an Kunden zu verkaufen – ohne deren Einverständnis und Wissen.
Verfallen, wertlos
Eine dieser Gesellschaften ist beispielsweise die im Jahr 2010 in Irland gegründete Clarinova. Eine andere ist die schwedische Wifog AB, an der Eddie selber beteiligt war und wo er sogar bis 2017 im Verwaltungsrat sass. Anleihen dieser Firmen sind inzwischen verfallen, Aktien praktisch wertlos geworden.
Gelder aus den Emissionen und Millionen von seinen Kunden transferierte der Banker in Tranchen weiter an seine Komplizen. Dabei handelt es sich teilweise um in Schweden durch ihr kriminelles Verhalten bekannte und in Drogengeschäfte verwickelte Figuren. Berenberg selber gehört so auch zu den Opfern ihres Eddie.
Kooperation mit einer Art Scheinfirma
Es mutet seltsam an, dass sich die peinlich auf ihren guten Ruf bedachte Berenberg von ihrem Mitarbeiter dazu bewegen liess, Emissionen zu tätigen und als Broker dieser Anlagen zu agieren. Mit Wifog ging Berenberg Ende Januar 2015 sogar eine Kooperation ein.
Der Vertrag sah vor, dass Berenberg für Wifog Finanzierungsgeschäfte tätigen würde – gegen eine Kommission von 5 Prozent. Unterschrieben haben den Vertrag zwei Berenberg-Manager. Im Januar 2017 kündigten sie den Vertrag wieder.
Eddie blendete alle
Die Bank, die vor wenigen Wochen von Schweizer Investoren um Michael Pieper und Adrian Keller aufgekauft worden ist und in Bergos Berenberg umbenannt werden soll, wollte den Fall nicht weiter kommentieren. Sie arbeite mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, hiess es lediglich.
Gemäss Recherchen von finews.ch liessen sich die Berenberg-Manager von ihrem Eddie blenden. Vor dem Vertragsabschluss mit Wifog fand ein Treffen mit Vertretern der Firma in Stockholm statt. An diesem war auch ein schwedischer Steueranwalt zugegen, der die Kunden des Betrügers vertrat. Für Berenberg schien somit alles unverdächtig.
Er verliess Berenberg nicht wegen Betrügereien
Verdacht, dass Kunden betrogen werden, hätte die Berenberg-Compliance jedoch schöpfen können. Einmal ertappte sie Eddie bei einer falschen Transaktion von Kundengeldern. Dieser erklärte, es sei ihm ein Fehler unterlaufen, womit die Angelegenheit für Berenberg erledigt war.
Als Eddie Ende 2016 Berenberg verlassen musste, waren nicht seine Betrügereien der Grund gewesen. Diese flogen erst auf, als Kunden ihre Konto- und Transaktionsauszüge zu Gesicht bekamen, nachdem sie mit ihm zu Aldrin Wealth Management gewechselt waren.
Berenberg hoffte auf Eddies Kooperationsbereitschaft
Aldrin reichte in Genf umgehend Strafanzeige ein, bei Berenberg hoffte man zunächst auf eine interne Lösung. Doch Eddie versteckte sich in Schweden und verweigerte gegenüber der Bank alle Auskünfte. Daraufhin sah sich Berenberg auch gezwungen, Strafanzeige einreichen.
Dass der 48-jährige Diplomatensohn relativ ungestört über Jahre hinweg Millionen aus Kundentransaktionen abzweigen konnte, lag auch daran, dass es sich um Gelder handelte, die via Insurance Wrapper bei Berenberg angelegt waren.
Mit Schwarzgeld ging es einfacher
Vielfach handelte es sich dabei um unversteuerte Gelder, die via Lebensversicherungspolice verwaltet wurden. Das bedeutete, dass der Kunde der Bank juristisch der Versicherer war. In diesem Falle waren es die britischen Friends Provident und Premium Life. Eddie konnte somit die Transaktionen ohne das Wissen seiner Privatkunden ausführen.
- Seite 1 von 2
- Weiter >>