Der Vorfall liegt acht Jahre zurück – die Credit Suisse hat jetzt reagiert: Weil ein Senior Banker eine Kollegin sexuell belästigte und ein anderer den Vorfall verschleierte, sind beide ihren Job los.
Die Credit Suisse (CS) hat zwei Banker in London gefeuert – acht Jahre nachdem die beiden an einem Fall von sexueller Belästigung beteiligt waren, wie die «Financial Times» am Donnerstag schrieb.
Die betroffene Frau, sie arbeitet inzwischen nicht mehr bei der CS, hatte den Vorfall zu Beginn dieses Jahres in einem Brief an CS-Chef Tidjane Thiam geschildert. Dieser hatte den Brief zunächst nicht persönlich erhalten, reagierte dann aber umgehend und ordnete eine interne Untersuchung an. Diese führte Compliance-Chefin Lara Warner durch.
Untersuchung behindert
Die sexuelle Belästigung der CS-Bankerin geht auf das Jahr 2010 zurück. Eine Gruppe von CS-Mitarbeitern war abends noch in eine Bar gegangen. Ein älterer Kollege küsste die Bankerin dort und betatschte sie. Sie meldete den Fall der Polizei, doch wurde diese offenbar nicht tätig, weil zu wenig Beweise vorlagen.
Compliance-Chefin Warner prüfte die damals vollzogene interne Untersuchung nochmals und sprach mit den in den Vorfall involvierten Personen. Dabei stellte sie fest, dass zwei CS-Banker die damalige Untersuchung behindert und wichtige Informationen vorenthalten haben.
Rigoroses Durchgreifen
Die zwei, einer von ihnen ist der «Grapscher», sind nun entlassen worden. Die CS hat im Zuge dieser Untersuchung ihre Richtlinien bezüglich Belästigungen angepasst. In Zukunft wird die Ombudsfrau Antoinette Poschung alle diesbezüglichen Untersuchungen leiten. Schwerere Fälle wird sie direkt an das Top-Management melden.
Diesen Sommer entliess die CS einen ihrer Kadermitarbeiter in der Investmentbank in New York, nachdem dieser bei einem Firmenausflug eine Praktikantin belästigt hatte. CS-Thiam hat eine Nulltoleranz-Politik in Fällen sexueller Belästigung eingeführt und im vergangenen Juli Poschung zur Ombudsfrau des Konzerns für Verhaltensfragen ernannt.
Die UBS wird derzeit auch von einem Fall eingeholt, bei dem es um die mutmassliche Vergewaltigung einer jungen Mitarbeiterin durch einen Vorgesetzten geht. Die Frau macht der UBS bezüglich des Ablaufs der Untersuchung schwere Vorwürfe.