Christian Bittar ist einer der Euribor-Manipulatoren, die im Gefängnis landeten. Von sich reden machte Bittar schon lange vorher – als Händler, der einen 100-Millionen-Bonus einsackte.
Er war ein Starbanker. Bis ihm die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA und das US-Justizdepartement (DoJ) auf die Schliche kamen. In den Untersuchungsakten zur Manipulation des Euribor nannte ihn die FCA «Manager B» und das DoJ «Trader Three».
Christian Bittar bekannte sich Anfang März vor einem Londoner Gericht schuldig, den Euribor-Zins manipuliert zu haben. Er sitzt im Gefängnis und wartet auf das Urteil, wenn weitere Gerichtsverhandlungen im Euribor-Fall diesen Sommer beendet sein werden.
(Screenshot Bloomberg)
Ein Gericht hat nun ein Verbot aufgehoben, über sein Schuldeingeständnis berichten zu dürfen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» schreibt.
Seit 2008 eine Legende
Der Franzose Bittar gehört zu jenem rund ein Dutzend Bankern, die den Euribor manipuliert haben sollen. UBS-Händler Tom Hayes war der erste von ihnen gewesen, der in Grossbritannien zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war.
Bittar ist möglicherweise der Schillerndste. Im Jahr 2008 wurde er in der Branche zur Legende: Die Deutsche Bank zahlte ihm einen Bonus von 90 Millionen Pfund (damals über 140 Millionen Franken), nachdem Bittar höchst erfolgreich auf die kurzfristigen Zinsschwankungen gewettet hatte.
Der Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers war ihm dabei behiflich gewesen. Die Zinsen schwankten nach dem Zusammenbruch enorm, da Banken nur noch bereit waren, sich gegenseitig für kürzeste Fristen Geld auszuleihen.
Zwischen Diät und Fressattacken
«Mr. Basispoint» nannten ihn die Kollegen in der Deutschen Bank, weil er auch die kleinsten Kursschwankungen handelte. Bittar war sicherlich einer der vermögendsten Banker in der Londoner «City» geworden, doch pflegte er mit seiner Frau und seinen Kindern einen eher unauffälligen Lebensstil.
Elegante Kleidung und teure Autos seien nicht seine höchsten Prioritäten gewesen, erzählen frühere Kollegen. Auffällig seien dagegen seine Ernährungsgewohnheiten gewesen, die sehr rasch zwischen strikter Diät und Fressattacken schwanken konnten.
Eine Woche lang habe er beispielsweise Protein-Diät gehalten und nur Eier gegessen. Die Woche darauf habe er dann wieder Junk-Food in sich geschaufelt und dazu literweise Cola getrunken. Er sei jeden morgen um 6.30 Uhr an seinem Arbeitsplatz gewesen, immer hoch konzentriert.
Boni reichten ihm nicht
Bittar war nicht immer vermögend gewesen. Er wuchs in Senegal auf, zeigte eine hohe mathematische Begabung und besuchte später die französischen Grandes Ecoles.
Seine hohen Boni scheinen Bittar nicht genügt zu haben. So soll er mehrmals bei seinem Vorgesetzten in der Deutschen Bank ein besseres Salärpaket ausgehandelt haben. Er habe gedroht, zu einem Hedgefonds zu wechseln, sollten seine Bedingungen nicht erfüllt werden.
Die Akten zum Euribor zeigen, dass Bittar zwischen 2003 und 2010 der erfolgreichste Händler der Deutschen Bank gewesen war. Im Jahr 2011 wurde er gefeuert. Die Deutsche Bank bemühte sich, alle Verbindungen zu ihm zu kappen, um sich im laufenden Verfahren zu schützen.
50 Millionen verloren
Sie zahlte im Jahr 2015 dennoch insgesamt 2,5 Milliarden Dollar Bussen, weil sie es versäumt hatte, die Manipulationen durch Bittar zu verhindern.
Bittar, der als Händler Anspruch auf einen Prozentsatz des für die Deutsche Bank erwirtschafteten Profits hatte, verlor bei seiner Entlassung zudem rund 50 Millionen Dollar in gesperrten Aktien.