Die Bank Reyl ist im Wachstumsmarkt Asien händeringend auf der Suche nach guten Kundenberatern – auch bei Grossbanken. Doch auch deren Berater bringen die geforderten Qualitäten oft nicht mit.
In Asien tummeln sich die Schweizer Vermögensverwalter, um sich ein Stück vom wachsenden Wealth-Management-Kuchen zu sichern. Darunter auf die Genfer Privatbank Reyl. Doch um Erfolg zu haben, braucht es erst mal Investitionen in Infrastruktur und vor allem in Kundenberater.
Doch gerade bei den Beratern tun sich die Banken schwer, Talente zu finden, welche das notwendige Rüstzeug mitbringen, die anspruchsvolle asiatische Klientel umfassend und fundiert zu beraten. Dies ist die Erfahrung von Daryl Liew, Leiter Portfolio Management der Bank Reyl in Singapur.
So versuchte Reyl kürzlich, diverse Berater einer Grossbank abzuwerben, musste dann aber resigniert feststellen, dass diese ein anderes Mindset mitbringen, sagte Liew gegenüber dem Branchenmagazin «Private Wealth Management».
Unselbstständig und teuer
Denn wie sich in Sondierungsgesprächen herausstellte, verlangten die Berater morgendliche Briefings, eine tägliche Übersicht über die Marktentwicklung und eine Liste mit Produkten, die sie verkaufen sollen.
Doch so funktioniere das bei einer kleinen Bank wie Reyl nicht, habe ihnen Liew zu verstehen gegeben und klar gestellt: «Ich werde euch nicht mit dem Löffel füttern. Ihr müsst eine eigene Meinung entwickeln, welche Produkte geeignet sind».
Paradoxerweise hätten die lokalen Berater trotz ihrer ungenügenden Qualifikation im Falle einer Anstellung bei Reyl mehr Lohn als bei ihrem aktuellen Arbeitgeber verlangt, so Liew weiter.
Noch viel Luft nach oben
Im Vergleich zu Kundenberatern aus der Schweiz fallen die lokalen Berater in Asien deutlich ab, sowohl in Hinsicht der Anzahl Berufsjahre als auch in der Beratungstiefe, lautet ein weiteres Fazit des Reyl-Bankers.
Vor diesem Hintergrund kommen die Berater nicht umhin, die Schulbank zu drücken, damit sie lernen, wohlhabende asiatische Familien nicht nur bei der Nachfolgeplanung fundiert zu beraten; sie müssen neben dem traditionellen Portfoliomanagement auch über die Einsatzmöglichkeiten von Private Debt, Private Equity und andere alternativen Anlagelösungen Bescheid wissen, wie Liew weiter erklärt.